Erinnerungen an die Oberschaffnei Die Oberschaffnei war für mich der Ort, in dem ich Handarbeitsunterricht hatte, angefangen in der Zeit der damaligen katholischen Volksschule ab 1952 und später bis in die 4. Klasse im Gymnasium von 1956 bis 1959. Während in der Zeit der Volksschule Handarbeitslehrerinnen den Unterricht erteilten, waren es in der Gymnasialzeit Ordensschwestern aus dem Kloster Sießen, die im 1. Stockwerk ihre Klausur hatten, im Treppenhaus mit einem hohen Eisengitter abgetrennt. Wir Schülerinnen wurden immer mittwochs am Nachmittag von Schwester Theonilla unterrichtet, die zurückhaltend und freundlich uns in die verschiedenen Kenntnisse des Nähens mit Hand und auch der Nähmaschine, des Stickens und vor allem auch des Strickens eingeführt hatte. Immerhin konnten wir Socken und einen Pullover stricken, hatten Rock und eine Bluse genäht, und wir lernten Knopflöcher in ein selbstgenähtes Kopfkissen zu machen. War ein Werk fertig geworden, musste man einen Bericht darüber anfertigen, und so kann ich heute noch die verschiedenen Techniken nachlesen. Der Unterricht begann immer mit einem Gebet und endete auch so. Meiner evangelischen Freundin war es Den Gesellenbrief von der Städtischen Frauenarbeitsschule in der Oberschaffnei Nach acht Schuljahren an der evangelischen Volksschule am Tränkberg hatte ich 1957 meine Schulpflicht erfüllt. Das letzte Schuljahr fand noch im oberen Stock der damals neuen Volksschule an der Biberacher Straße statt, die später den Namen Michel-Buck-Schule erhielt. Jetzt galt es einen Beruf zu erlernen. Mein Vater war im Krieg seit 1943 vermisst und kam nicht wieder heim. So musste sich meine Mutter allein mit uns fünf Kindern durchs Leben kämpfen. Ihr dezidierter Wunsch war, dass eines ihrer Mädchen Schneiderin wurde. Dies sollte die Haushaltskasse entlasten, denn für sechs Personen war viel Geld nötig, wenn man alle Kleider hätte kaufen müssen. Bei zwei älteren Schwestern und zwei Brüdern sollte diese Rolle mir zufallen. Lehrstellen waren knapp, und so meldete mich meine Mutter bei der Städtischen Frauenarbeitsschule Ehingen in der Oberschaffnei für die dreijährige Ausbildung zur Damenschneiderin an. Arbeitgeber war tatsächlich die Stadt. Dies verwunderte noch manchen, als ich vor einigen Jahren meine Rente beantragte und diese Ausbildung zunächst als Schulzeit betrachtet wurde. Mit der Erkenntnis, dass es sich aber um eine Lehre handelte, verbesserte sich auch die Zahl meiner Versicherungsjahre. Die Stadt war also der Lehrherr, und die Sießener Schwestern, allen voran Sr. Theonilla, waren die Lehrkräfte. Einen sehr peinlich, wenn beim „Ave Maria“ dann beim Gebet „und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus“ aufgesagt worden ist, aber da machte die Ordensfrau keinen Unterschied zwischen den Konfessionen. Mir ist dafür gut in Erinnerung, dass sie uns erlaubte, in die Märchenfilme zu gehen, die mittwochs gespielt worden sind, wenn man wohl annähernd mit der Arbeit fertig war. Viele Jahre später kam ich dann nochmals in die Oberschaffnei als Ort der Musikschule einmal zum Flötenunterricht, aber dann vor allem als Dozentin zum Deutschkurs für Aussiedler. Hier wurde es in der Heizperiode unangenehm, wenn es bei windigem Wetter vorkommen konnte, dass der Wind die einzelnen Ölöfen ausblies oder es überhaupt nach Öl roch. Dafür konnte man im Lehrerzimmer Teewasser kochen, und es konnten kleine Feste gefeiert werden, wenn ein Kurs seinen Abschluss erreicht hatte. Es war genügend Platz da, und alles war etwas robuster und nicht so empfindlich. Gudrun Sigloch-Holtz Jahrgang 1944 Tag in der Woche hatten wir Berufsschulunterricht beim Gewerbelehrer Einsiedler gleich nebenan im seitherigen Gebäude der katholischen Volksschule in der Schulgasse, in das die Handelsschule vom Alten Spital umgezogen war. Heute noch schmecke ich den Rauch der Zigarren, die er leidenschaftlich oft auch im Schulgebäude rauchte. Einen weiteren Tag bekamen wir Werkstattunterricht bei der Schneidermeisterin Maria Buck, die im Haus von Schreiner Schrode an der Ecke Sonnengasse/ Schulgasse ihre Werkstatt hatte. Wir erhielten eine breite und tiefe Ausbildung. Dazu gehörte das Entwerfen und Umsetzen von Schnittmustern sowie das Zuschneiden. Das Ziel sollte eine hohe Selbstständigkeit sein, so dass ich bei der Gesellenprüfung beispielsweise auch den Kragen meiner Bluse ohne Hilfe entwerfen und zuschneiden konnte. Das war damals nicht in allen Handwerksbetrieben der Fall. Auch verschiedene Sticktechniken gehörten zur Ausbildung, so zum Beispiel die Seidenstickerei, die ich auch bei meinem Gesellenstück einsetzte. Auch für das Führen der Berichtshefte, auf das die Schwestern ein besonderes Augenmerk legten, bekamen wir von der Innung höchste Anerkennung, ich dazuhin noch wegen meiner Schönschrift. Für mich als 14- bis 17jähriges Mädchen war es kein Problem, nun bei katholischen Ordensfrauen 34 35 Entwurf für ein Kleid Entwurf für ein Kleid zu Mutters 50. Geburtstag eine besondere Stickerei: die Nadelmalerei
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