Dessen Sohn Alfons, Jahrgang 1905, übernahm wiederum den Hof und, obwohl freies Eigentum, blieb bei der Bevölkerung die Tradition erhalten, dass er der Schaffnei- oder auch Schaffnerbauer war. Selbst bei dessen Sohn Alfons, Jahrgang 1935, blieb bei älteren Bewohnern und Bauernkollegen dieser Beiname erhalten, obwohl dieser bereits 1960 auf den Rennweg zwischen B311 und Schlechtenfelder Straße ausgesiedelt war. Damit dürfte dieser Hof und Gut St. Hieronymus einer der beiden Höfe von Ehingen gewesen sein, die schon im 16. Jahrhundert auf Anordnung der österreichischen Herrschaft der Universität Freiburg einverleibt wurden, so wie dies auch mit der Pfarrpfründe von St. Blasius, der ihr zugehörigen Mühle unterhalb der Pfarrkirche, der sogenannten Heckenmühle, dem Fischwasser in der Schmiech, einem Weiher außerhalb der Stadt und einem Weiher an der Schmiech und noch etlichen anderen Höfen in umliegenden Dörfern geschah. Zur Verwaltung dieser Besitzungen und deren Ernteerträge unterhielt die Universität Freiburg schon ab 1525 einen Universitätsstadel beim städtischen Kornhaus auf dem Tränkberg und beschäftigte einen Verwalter, genannt „Schaffner“, für den es dort auch ein Wohnhaus gab. 1555/56 wurde dieser Stadel zwar renoviert, dennoch aber nach dem 30jährigen 18 19 Krieg vom Hl.-Geist-Spital in der Unterstadt ein großer steinerner Stadel als Zehentscheuer gekauft, der von der Bevölkerung „untere Zehentscheuer“ genannt wurde. Der bisherige Stadel samt Wohnhaus des Schaffners in der Oberstadt brannte beim großen Stadtbrand 1749 ab. Fortan brauchte man aber kein Wohnhaus mehr für den Schaffner, weil dieser nicht mehr hauptberuflich tätig war und anderweitig in Miete oder im Eigentum wohnte. Die „untere Zehentscheuer“ war dann sozusagen die untere Schaffnei. Doch 1827 konnte die Universitätsverwaltung den einstigen Urspringer Hof in der Schulgasse, der nach der Säkularisation 1806 sich rund 20 Jahre in Privatbesitz befand, erwerben und damit die obere Schaffnei, oder „Oberschaffnei“, errichten. Doch ist eine doppelte Bedeutung des Wortes dadurch gegeben, da der Schaffner von Ehingen zusammen mit dem jeweiligen Pfarrherrn von St. Blasius auch eine Befugnis über andere Universitätsschaffneien in der Umgebung hatte, so zum Beispiel über die in Warthausen und Essendorf bei Biberach sowie Neudorf bei Munderkingen, für diese also der „Oberschaffner“ war. Aber diese Oberschaffnei war für die Universitätsverwaltung nur noch bis zum Jahre 1848/49 nötig, denn dann wurden die Gülten und Zehnten abgelöst. Der Oberschaffner mit Namen Jehle lebte weiterhin als Pensionär darin, bis 1873 die Stadt Ehingen das Gebäude für Schulzwecke erwarb. Planung und Realisierung Einleitende und übergeordnete Gedanken für die Entwurfsarbeit Das 1687 in der Epoche des Barock als Klosterhof errichtete Verwaltungsgebäude weist eine strenge Ordnung in der Fassade auf. Dies und der massige Baukörper ergeben ein markantes, herrschaftliches, stadtbildprägendes Gebäude. 2014 stellt es sich, bedingt durch seine in die Jahre gekommene Optik und durch die etwas vom Marktplatz abgewandte Lage, leider nicht einladend sondern eher verschlossen, abweisend dar. Mit dem Umbau in ein Bürgerhaus wurde diese Wirkung aufgehoben und es gilt nun das Denkmal mit neuem Leben und vielen interessanten, anziehenden Aktivitäten zu füllen. Für die Ehinger Bürger wurde ein offenes Haus, welches das Miteinander, den Austausch und die Begegnung aller Generationen und Kulturen fördert, geschaffen. Die Plattform der Lokalen Agenda 21 und die organisatorische Hilfe durch die Verwaltung der Stadt Ehingen (Donau) bieten die Grundlage und den Rahmen für die weitere Entwicklung des Bürgerhauses. Ziel des Bürgerhauses ist es, durch bürgerschaftliches Engagement und auf innovative Art und Weise für die Bürger der Stadt Ehingen vielfältige Angebote aufzubauen und dadurch einen wesentlichen Baustein des Stadtentwicklungskonzeptes umzusetzen. Der bereits vor Jahren ins Leben gerufene und vor Ort eingerichtete Ehinger Tafelladen soll weiterhin sozial schwächer Gestellten und Bedürftigen durch verbilligte Abgabe von Waren und Lebensmitteln Hilfe geben. Kinder aller Altersstufen und Herkunftsländer sollen in der Kinderkreativwerkstatt unter fachmännischer Anleitung gefördert werden. Die Kinder können sich an Kunstprojekten und Bastelaktionen beteiligen. Das inklusive Café soll der Integration von Menschen mit Behinderung in das Arbeitsleben dienen und Raum für Begegnung ermöglichen. Die neu geschaffenen Räume und ihre Anordnung im Gebäude optimieren die Abläufe der zukünftigen Aufgaben und weisen – im Sinne der Entwicklung, Umsetzung neuer Ideen - weitestgehend eine Multifunktionalität auf. Der Umbau der Oberschaffnei zum Bürgerhaus
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