6 7 Vom Urspringer Klosterhof oder der sogenannten Oberschaffnei von Ludwig Ohngemach Zweifellos gehört das Gebäude, das heute unter der Bezeichnung „Oberschaffnei“ bekannt ist, zu den bedeutendsten historischen Bauten der Ehinger Altstadt. Noch heute dominiert der dreigeschossige und überbreite Baukörper die Schulgasse. Und zusammen mit dem benachbarten Hof der Reichsabtei Salem, der sogenannten Vogtei oder dem Haus des Syndikus der Schwäbischen Reichsritterschaft trug er mit dem längst verschwundenen Renner´schen Hof maßgeblich zur historischen Bedeutung bei, die dem Gänsberg seit dem 13. Jahrhundert zukam. Klosterhof Bereits seit Anfang des 14. Jahrhunderts bemühten sich die Benediktinerinnen von Urspring um ein Haus oder eine „Herberge“ in Ehingen. 1319 räumten die Grafen Ulrich und Konrad von Berg, Vater und Sohn, zur Förderung ihres Seelenheiles dem Kloster das Recht ein, in Ehingen ein Haus zu erwerben. Die Klosterfrauen sollten das Vorrecht haben, dorthin ihr Gut zu treiben oder tragen, ohne dass sie ihnen als Stadtherrn oder der Stadt selbst Dienste leisten mussten. Es sollten also von dort aus die umliegenden Besitzungen des Klosters verwaltet werden und Güter ohne Abgaben in die Stadt und wieder heraus gebracht werden können. Wenig später hat das Kloster dann „in der Neustadt auf dem Gänsberg“ „von der Ruhinen“ ein Anwesen gekauft, das Graf Konrad von Berg im Frühjahr 1320 noch einmal ausdrücklich und mit Zustimmung von Ammann und Räten der Stadt Ehingen von aller Steuer, Wacht, großem und kleinen Dienst befreit hat. Auch in späteren Jahren unterstützten die Grafen von Berg das Kloster mit seinem Hof in Ehingen. So bestätigte Graf Konrad von Berg 1337 eine Reihe von Stiftungen von ihm, seinem Bruder sowie seinem Vater an die Klosterfrauen von Urspring zur Förderung ihres Seelenheiles. Weiterhin befreite er diese und andere Stiftungen von allen Belastungen wie Steuer, Wache, Zoll und Diensten. Hiervon war auch das Anwesen des Klosters auf dem Gänsberg betroffen, als dessen Nachbarn nun der „Kostentzer[s]“ und „Ruph Umman[s]“ genannt werden. Noch vor 1387 verkauften die Frauen dieses Haus und erwarben stattdessen Behausung und Hofstatt des Ehinger Bürgers und Juden Abraham von Vorchhaim, auf die sie die alten Freiheiten übertragen ließen. In späteren Jahren nutzte das Kloster mehrfach sich bietende Gelegenheiten zum Häusertausch. 1437 tauschte man mit dem benachbarten Stadtknecht Erhard Prög Haus und Hofstatt. Vierzig Jahre später, 1477, hoffte man erneut, sich auf diese Weise zu verbessern. Bei jeder Veränderung achtete man darauf, die Freiungen auf die jeweils neu erworbenen Häuser übertragen zu lassen. So findet man in einem Verzeichnis aller in und zu Ehingen gehörigen Feuerstätten, angelegt nach dem Stadtbrand von 1749, unter den „Stehendte[n] privilegierte[n] Feürstätt[en]“ auch diejenige des „Hochadel[igen] Stüfft[s] Urspringen“. In der Folgezeit wird das Haus auf dem Gänsberg, das sich unweit der deutschen Schule befand, zur Lokalisierung anderer Gebäude immer wieder erwähnt. Beim heutigen Gebäude handelt es sich um einen Neubau, entstanden am Ende des 17. Jahrhunderts, datiert durch die Jahreszahl 1687 auf dem Schlussstein des Südportals. An der Einfassung des Hauptportals dürfte, ablesbar durch seine hellere Färbung, bis zur Säkularisation ein Wappen des Klosters angebracht gewesen sein. Die Kassettendecken in drei nördlichen Zimmern im ersten Obergeschoß stammen wohl aus der Erbauungszeit. In diesem Bereich sind auch die Amtsräume der Klosterbeamten zu suchen. Schulgasse mit ehemaliger Volksschule und Oberschaffnei, aufgenommen um 1960. Die Geschichte der Oberschaffnei
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