10 11 entbehrlich geworden. Dennoch wurde das Gebäude zunächst noch beibehalten, das weiterhin der nun pensionierte Oberschaffner Jehle bewohnte. Am 25. Juli 1873 erschien dann im „Volksfreund für Oberschwaben“ eine erste Ankündigung zur Versteigerung des Schaffneigebäudes an den Meistbietenden, die am 7. August morgens 10 Uhr stattfinden sollte. Wenige Tage später wurde die Versteigerung des „AmtsInventars“ für den 12. August angekündigt. Im Besitz von Stadt und Stiftung Auf Beschluss der Stiftungskollegien wurde an die Oekonomieverwaltung der Universität Freiburg der Antrag gestellt, der Stadtgemeinde das Oberschaffneigebäude zu verkaufen, da die Oberschaffneiverwaltung in der nächsten Zeit aufgehoben würde, die Stadt aber in naher Zukunft die Volksschule erweitern müsse. Nachdem die Universität zum Verkauf bereit war, kam man im Verlauf der weiteren Beratungen zu dem Schluss, dass das Anwesen sich sehr gut für Schulzwecke eigne und sich zudem in sehr gutem baulichem Zustand befinde. Für die bevorstehende Versteigerung wurde dann eigens eine Kommission gebildet. Diese konnte dann tatsächlich am 7. August das Gebäude mit zugehörigem Garten zum Preis von 10.150 Gulden ersteigern, wobei der Kaufpreis zur Hälfte von dem der Stiftung inkorporierten Schulfond und zur Hälfte von der Stadtgemeinde aufgebracht wurde. Letztere behielt sich allerdings die Rückforderung ihres Anteils vor, sofern sich zu einem späteren Zeitpunkt ergeben sollte, dass die Schulstiftung den gesamten Kaufpreis aufbringen könne. Und tatsächlich, 1887 wurde dieser Anteil gegen eine Bauschuld der Stadt an die Stiftung aufgerechnet. Auch die Ankaufkosten teilten sich Stadt und Stiftung zur Hälfte. Im Oktober beschloss der Stiftungsrat, die im Gebäude befindliche Wohnung mit dem zugehörigen Garten zu vermieten. Dieser sollte später, wenn das Gebäude als Schule genutzt würde, zum Teil als „Tummelplatz für die Kinder“ sowie zum kleineren Teil als Gemüsegarten für den im Hause wohnenden Lehrer dienen. Nutzung als Schulgebäude – Fortbildungsschule für Mädchen Seit September 1874 sind Bemühungen um die Errichtung einer freiwilligen Fortbildungsschule für Mädchen zu belegen, jedenfalls stand dieses Thema auf der Tagesordnung des Lehrerkonvents und des Ortsschulrats. Diese Schule, für die ein eigener Lehrer abgestellt werden sollte, war für Mädchen vom 12. bis 16. Lebensjahr gedacht. Ab wann unterrichtet wurde, ist nicht bekannt, aber bereits am 17. und 18. April des Folgejahres fand in der Fortbildungsschule eine Visitation statt und wenige Tage später, am 30. April 1875, war der Lokalpresse zu entnehmen, dass für die „neu errichtete weibliche Mittelschule“ mit dem Lehrer Constantin Wieland von Mühlheim bei Tuttlingen ein hervorragender Mann gewonnen werden konnte. Nachdem man bisher mit einem Provisorium hatte zurecht kommen müssen, konnten die Schülerinnen der „Mädchen-, Mittel- und Fortbildungsschule“ am 11. Mai eigene Räumlichkeiten in der Oberschaffnei beziehen. Aus diesem Anlass wurde auch der neuernannte Lehrer Wieland in der Lokalpresse nochmals eingehend vorgestellt und die „hohen hellen Zimmer“ sowie die „splendide Ausstattung“ gerühmt. Im Frühjahr 1876 bemühte sich die Stiftung um einen Staatsbeitrag und in einer Sitzung des Stiftungsrates wurde über das bisher Erreichte berichtet. Demnach besuchten damals 20 Schülerinnen die weibliche Fortbildungsschule, wobei die meisten zuvor die Mittelschule für Mädchen absolviert hatten. Neben der weiblichen Fortbildungsschule wurden die Räumlichkeiten in der Oberschaffnei auch für Industrieunterricht und Mittelschule genutzt. Der Industrieunterricht (Nähunterricht) wurde seit 1880 von Ordensfrauen aus Sießen erteilt, die damals nach Ehingen berufen wurden und hier zudem eine Nähschule einrichteten. 1884 war man mit dem Lehrerfolg der Schule nicht zufrieden, weshalb der Deutsch- und Französischunterricht verbunden und durch einen Fachlehrer erteilt werden sollte. Weiterhin entschloss man sich auf vielfachen Wunsch, einen Kurs im Kleider machen einzurichten, wozu eine weitere Schwester aus Sießen angestellt werden sollte. Das Schulgeld wollte man nun von 7 auf 14 Mark je Mädchen erhöhen. Diese Schule erscheint später auch unter dem Namen „Private höhere Töchterschule“. Vorstand war der jeweilige katholische Stadtpfarrer. Wohl ab 1881 erhielten die Sießener Schwestern für Unterkunft und Schulzwecke große Teile der Oberschaffnei zur Verfügung gestellt. Inzwischen erteilten die Schwestern auch Handarbeitsunterricht an der Volksschule, führten eine Nähschule für schulentlassene Mädchen und erteilten Privatunterricht in Französisch und Musik. Es überrascht nicht, dass in diesen Jahren immer wieder Bauarbeiten in der Oberschaffnei nötig wurden. 1875 erfolgten durchgreifende Erneuerungsarbeiten im Parterre (Erdgeschoss) und im ersten Obergeschoss. Verkaufsanzeige für das Oberschaffneigebäude, erschienen im „Volksfreund für Oberschwaben“ vom 25. Juli 1873. Verkaufsanzeige für das Amtsinventar aus der Oberschaffnei, erschienen im „Volksfreund für Oberschwaben“ vom 5. August 1873.
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