Oberschaffnei Broschüre

12 13 Im Herbst 1877 beschloss der Stiftungsrat, für den Ausbau des zweiten Obergeschosses zu einer Wohnung mit fünf Zimmern 2.000 Mark bereit zu stellen. Bis Anfang 1884 war die Wohnung im zweiten Stock (1. OG) vermietet, wurde dann aber für Schulzwecke benötigt. Auch 1893 ist hier im zweiten Stock (1.OG) neben den Schulzimmern eine Lehrerwohnung vorhanden, während im dritten Stock (2.OG) drei Schwestern aus Sießen untergebracht waren. Die erwähnte Lehrerwohnung scheint noch 1894 der bereits bekannte Lehrer an der Mädchenschule, Constantin Wieland, als Dienstwohnung genutzt zu haben. 1904 sollten in den Weihnachtsferien in zwei der Räume, die von der Schule genutzt wurden, Fußböden erneuert werden. 1905 genehmigte der Gemeinderat die Anschaffung eines Badeofens und einer Badewanne für die Lehrschwestern. Weitere Reparaturen wurden nach einem „Augenschein“ (Lokaltermin) auf den Weg gebracht. Auf eine neue Grundlage wurde die Fortbildung der Mädchen gestellt, als am 3. Oktober 1907, maßgeblich auf Betreiben des damaligen Stadtpfarrers Max Ströbele, eine private, freiwillige weibliche Fortbildungsschule eröffnet wurde. Schon zu Beginn konnte sie 20 Schülerinnen vorweisen. Neben hauswirtschaftlichen Fächern wurden bald auch Kurzschrift, Maschine schreiben und einfachere Buchführung unterrichtet. Außerdem erteilte eine Schwester auf Wunsch privaten Musikunterricht. Auch im Realkatalog von 1908 ist unter den Ehinger Schulen weiterhin die höhere Töchterschule zu finden, die offenbar nach wie vor bei Mädchen, die bereits aus der Schule entlassen worden waren, Anklang fand. Im Herbst 1910 suchte die Vorsteherin der Lehrschwestern beim Gemeinderat um die Erlaubnis nach, in einem Zimmer der Oberschaffnei auf eigene Kosten eine Hauskapelle einrichten zu dürfen, was ihnen auch zugestanden wurde. Die Fertigstellung der Kapelle in einem Raum auf der Südseite im mittleren Stock (1.OG) war für Weihnachten vorgesehen. Damals waren hier in der Schule acht Schwestern und vier Schwesternkandidatinnen tätig. In der Folgezeit scheint der Zuspruch zu dieser privaten Schule, die 1912 offiziell als „Katholische Fortbildungsschule“, landläufig aber auch als „Höhere Töchterschule“ bezeichnet wurde, stark abgenommen zu haben. 1931 stand sie auf Grund der geringen Schülerzahl vor dem Ende. Jedenfalls teilte die Schulschwesternkongregation in Sießen am 26. März 1931 dem Gemeinderat mit, dass für das kommende Schuljahr lediglich sechs Schülerinnen für die Fortbildungsschule zu erwarten seien und sie es für nicht zweckmäßig erachteten, hierfür eine eigene Lehrkraft zu unterhalten. Dem Antrag auf Aufhebung stimmten die Gemeindekollegien allerdings nicht zu, vielmehr wurde die Schule ab 1931 in eine hauswirtschaftliche Abteilung und als Ergänzung hierzu mit einer Abteilung für Kurzschrift, Maschine schreiben und Buchführung gegliedert. In der Folgezeit scheinen sich die Schülerinnenzahlen wieder erholt zu haben, denn Anfang 1933 übernahm die Stadt Kosten für Elektroinstallationen, „um den Schülerinnen in der weiblichen Fortbildungsschule im Bügeln und Kochen etwas Zeitgemäßes bieten zu können“. Und Ende 1933 beschloss der Finanzausschuss des Gemeinderats auf Antrag des katholischen Stadtpfarramtes die Anschaffung eines neuen Kochherdes für den Kochunterricht, der in der Küche in der Oberschaffnei stattfand. Eine wichtige Rolle für den zeitweisen Niedergang der Schule scheint gespielt zu haben, dass man seit der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zunehmend der Meinung war, dass für Mädchen eine Hauswirtschaftsschule als Fortbildungsmöglichkeit nach Absolvierung der Volksschule notwendig sei. Dort sollten ihnen, neben theoretischem Unterricht, „vor allem praktische Kenntnisse im Kochen, Waschen, in der Kinderpflege, überhaupt in sämtlichen im Haushalt vorkommenden Arbeiten beigebracht werden“. Man sah es als öffentliche Aufgabe an, auf diese Weise „die seelischen und sittlichen Kräfte zu wecken und zu vertiefen“. Nach einigem Hin und Her, wobei sich zuletzt auch die aktuellen politischen Umwälzungen bemerkbar machten, berichtete Bürgermeister Dr. Henger im Herbst 1934 dem Gemeinderat von der Gründung eines Zweckverbandes zur Errichtung der Hauswirtschaftsschule. Nachdem noch fehlende Einrichtungsgegenstände erworben wurden, konnte diese dann am 1. November 1934 in der Volksschule eröffnet werden. Kirchliche Musikschule Seit Frühjahr 1934 nutzte dann noch eine kirchliche Musikschule Räume in der Oberschaffnei, die bisher als Wohnung eingerichtet und vermietet gewesen waren. Entstanden aus kirchenmusikalischen Kursen, die Pfarrer Eugen Keilbach (1862-1937) seit 1929 an seinem früheren Wirkungsort Ummendorf veranstaltet hatte, entwickelte sie sich zu einer ständigen Einrichtung. Als Nachfolger von Pfarrer Keilbach verlegte der Kirchenmusiker Hugo Treiber (1894-1979), der 1934 als Nachfolger von Georg Zoller nach Ehingen kam, die Schule an seinen neuen Wirkungsort. Immerhin konnten den Schülern damals Luftbild nach Nordosten 1926 mit Zementwerk

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