Konzeption Dettingen 13.07.2023

Kindergarten Dettingen 1 Städt. Kindergarten Dettingen Hozenbühl 1 89584 Ehingen Tel: 07391 – 2213 E-Mail: kiga-dettingen@ehingen.de https://www.ehingen.de/kindergarten-dettingen Öffnungszeiten • Regelbetreuung Montag bis Freitag: 07.30 - 12.30 Uhr sowie Montag und Donnerstagnachmittag: 13.30 - 16.00 Uhr • Verlängerte Öffnungszeiten Montag bis Freitag: 07.00 - 13.00 Uhr Erarbeitet: 2019 Stand: Juli 2023

Kindergarten Dettingen 2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis...........................................................................................2 1 Grußwort..........................................................................................................4 2 Entstehungsgeschichte unserer Konzeption...............................................5 3 Rechtliche Rahmenbedingungen Bildungs- und Betreuungsauftrag von KITAs ...............................................................................................................7 4 Leitprinzipien ..................................................................................................8 5 Wir stellen uns vor........................................................................................10 5.1 Tagesablauf ...................................................................................................13 6 Spielen ist Lernen in der frühen Kindheit ...................................................14 6.1 Unser Bild vom Kind.....................................................................................16 6.2 Rollenverständnis und Haltung der pädagogischen Fachkräfte ..............17 7 Eingewöhnung ..............................................................................................22 7.1 Ablauf der Eingewöhnung ...........................................................................24 8 Bildungs- und Entwicklungsfelder des Orientierungsplans .....................29 8.1 Körper ............................................................................................................30 8.2 Sinne ..............................................................................................................31 8.3 Sprache..........................................................................................................32 8.4 Denken...........................................................................................................33 8.5 Gefühl und Mitgefühl ....................................................................................34 8.6 Sinn, Werte und Religion .............................................................................36 9 Unser pädagogischer Ansatz ......................................................................37 9.1 Öffnung nach außen .....................................................................................39 9.2 Projekte..........................................................................................................40 10 Räume............................................................................................................41 10.1 Bad und Wickelbereich ................................................................................43 11 Bildungsbereiche..........................................................................................45 11.1 Spiegelung der Bildungsbereiche in den Außenbereich...........................67 Unser Außengelände ....................................................................................69 12 Beobachtung und Dokumentation ..............................................................72 12.1 Bildungs- und Lerngeschichten ..................................................................74 12.2 Wanddokumentationen ................................................................................74 12.3 Entwicklungsgespräche...............................................................................75

Kindergarten Dettingen 3 12.4 Beratungsgespräche ....................................................................................75 13 Sprachliche Lern- und Bildungsprozesse ..................................................77 14 Partizipation ..................................................................................................79 14.1 Partizipatorische Grundhaltung dem Kind gegenüber ..............................80 15 Elternbeteiligung in der KITA ......................................................................83 16 Beschwerdemanagement.............................................................................87 16.1 Beschwerdemanagement der Kinder..........................................................87 16.2 Beschwerdemanagement Eltern .................................................................90 16.3 Beschwerdemanagement Mitarbeiter .........................................................91 17 Übergänge gestalten ....................................................................................93 17.1 Von der Krippe in den Kindergarten ...........................................................94 17.2 Vom Kindergarten in die Grundschule .......................................................96 18 Kooperation mit Fachdiensten ....................................................................97 19 Zusammenarbeit zur Sicherung des Kindeswohles ..................................98 20 Qualitätssicherung .......................................................................................99 21 Buch- und Aktenführung gem. §§ 45 Abs. 3 und 47 Abs. 2 SGB VIII .....100 22 Inklusion ......................................................................................................103 23 Quellenverzeichnis .....................................................................................104

Kindergarten Dettingen 4 1 Grußwort Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern, wir möchten Ihnen mit der vorliegenden Konzeption einen Einblick in unsere städtischen Kindertageseinrichtungen ermöglichen. In einem intensiven Prozess wurden pädagogische Inhalte und Schwerpunkte gemeinsam reflektiert, diskutiert und in dieser Konzeption zusammengefasst. Ziel ist es, die Arbeit in den Einrichtungen transparent und nachvollziehbar zu machen. Die Konzeption vermittelt Methoden und Formen der pädagogischen Arbeit und beschreibt die vorhandenen Rahmenbedingungen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für Eltern dient sie als ein Leitfaden und eine Orientierungshilfe. Unsere Konzeption soll in regelmäßigen Abständen überarbeitet und weiterentwickelt werden, sodass neue pädagogische Erkenntnisse direkt in die Arbeit mit einfließen können. Ihnen als Lesern wünschen wir viele neue Erkenntnisse und hoffen, dass die Konzeption einen Beitrag zu einem gegenseitigen Verständnis und einem offenen Dialog mit unseren pädagogischen Fachkräften leistet. Seitens der Stadt Ehingen beglückwünschen wir gleichzeitig alle Beteiligten zu diesem überzeugenden Ergebnis. Wir sind sehr dankbar über die motivierten Teams in den Kindergärten und Kinderkrippen, die sich neuen Herausforderungen stellen und ihrer pädagogischen Arbeit an sich stets wandelnde Aufgaben anpassen. Ihnen allen wünschen wir auch weiterhin viel Kraft und Freude bei der Arbeit für und mit den Kindern unserer Stadt. Sebastian Wolf Andrea Zeller Bürgermeister Sachgebietsleiterin

Kindergarten Dettingen 5 2 Entstehungsgeschichte unserer Konzeption „Tuesdays for Conception“ Seit dem Jahr 2015 gestaltet der Träger, gemeinsam mit den Einrichtungen, den Leitungen und der Fachberatung Prozesse, die die Qualität der pädagogischen Arbeit nachhaltig verändert und verbessert. Mit dem Ziel, Kernaussagen für die pädagogische Arbeit und die konzeptionelle Ausrichtung festzulegen, startete Ende 2017 das Projekt „Neue Konzeptionen“. Intensive Nachschulungen zum Orientierungsplan, der Arbeitskreises für Leitungen, Teamsitzungen, interne und externe Fachtage und Fortbildungen, sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse bilden die Grundlage dieser Konzeption. Die Herausforderung war, alle an einen Tisch zu bringen, zu diskutieren, zu beteiligen, zu entscheiden und einen roten Faden zu spinnen. Im Herbst 2018 gab es die erste Werkstattausgabe. Die darin erarbeiteten Kapitel, sind in unseren neuen Konzeptionen das tragende und verbindende Gerüst. Dass alle Fachkräfte einbezogen waren, zeichnet die Entstehungsgeschichte dieser Konzeption aus. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt aller städtischen Einrichtungen und Ausdruck eines lebendigen und gelungenen Partizipationsprozesses. Sie ist handlungsleitend für die pädagogische Arbeit in den Einrichtungen und ihre Kernaussagen beziehen sich auf die Haltung zum Kind, zum allgemeinen Bildungsverständnis, zur Rolle und Selbstverständnis der pädagogischen Fachkräfte und zur Gemeinschaft. Die vorliegende Konzeption versteht sich als Vereinbarung und Zielsetzung, die im kollegialen Dialog weiterentwickelt werden soll. Wir bedanken uns herzlich bei allen Mitwirkenden für die Unterstützung, die vielen Anregungen, Ideen und Gedanken.

Kindergarten Dettingen 6 Arbeitskreis der Leitungen Team Fachberatung Anita Münz Kita Nasgenstadt Sybille Massa Bettina Reich Kita Rißtissen Irene Burkart Kiga Wenzelstein Julia Rehm Kinderhaus Rosengarten Margret Held Krippe Wichtelstube Marianne Klöble Kita Dächingen Markus Hänle Kita Büchele Silvia Stark Grab Kita Hopfenhaus Steffi Betz Kita Dettingen Verena Hettich Kita Hehlestr.

Kindergarten Dettingen 7 3 Rechtliche Rahmenbedingungen Bildungs- und Betreuungsauftrag von KITAs Alle Kinder haben Sozial- und Grundrechte, die in der UN-Kinderrechtskonvention verankert sind. Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung, Erziehung und Betreuung. Dies ist unabhängig von seiner Herkunft, seinem Geschlecht, seiner kulturellen und ethnischen Orientierung. Ebenso ist dies nicht abhängig von der Lebenssituation des Kindes und deren Familie. Den gesetzlichen Rahmen für die Arbeit in der Kindertagesstätte stellen neben den genannten Grundlagen das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Art. 1 GG Menschenwürde; Art. 2 GG Freie Entfaltung der Persönlichkeit; Art. 3 GG Gleichheit vor dem Gesetz), das Bürgerliche Gesetzbuch (§§ 1626 ff BGB elterliche Sorge), das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG, Sozialgesetzbuch, VIII. Buch, hier vor allem § 22) und das Kindergartengesetz Baden-Württemberg. Außerdem basiert unsere Arbeit auf dem „Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in badenwürttembergischen Kindergärten und weiteren Kindertageseinrichtungen“. § 22 Abs. 3 SGB VIII: „Der Förderungsauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Er schließt die Vermittlung orientierender Werte und Regeln ein. Die Förderung soll sich am Alter und Entwicklungsstand, den sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten, der Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen des einzelnen Kindes orientieren und seine ethnische Herkunft berücksichtigen.“ Der Orientierungsplan für Bildung und Erziehung: Der Orientierungsplan stärkt den Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtungen und prägt die pädagogische Arbeit in unserer Einrichtung. Bildung verstehen wir als „Aneignungstätigkeit“ mit der sich das Kind ein Bild von der Welt macht, sie verantwortlich mitgestaltet und sich dadurch als selbstwirksam erlebt. Lernen und Bildung verstehen wir als einen lebenslangen, aktiven Prozess.

Kindergarten Dettingen 8 4 Leitprinzipien „Kreativ, innovativ und wegweisend“ Unsere Leitprinzipien ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere Konzeption und die pädagogische Arbeit in den Einrichtungen. • Sie stehen im Einklang mit dem Orientierungsplan für Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg. • Sie bieten einen gemeinsamen, wissenschaftlich begründeten und fachlich erprobten Orientierungsrahmen. • Sie geben methodisch-didaktische Vorgaben und Anregungen für die pädagogische Arbeit. • Sie drücken unser Rollenverständnis, Respekt, Vertrauen und unsere gemeinsame Haltung in der täglichen Arbeit aus. • Sie sind wegweisend und entwickeln sich kontinuierlich in den Einrichtungen und beim Träger weiter. • Sie verbinden unsere Einrichtungen und den Träger miteinander und garantieren Teilhabe, Austausch, Qualität und Reflexion.

Kindergarten Dettingen 9 Unsere Prinzipien 1. Wir orientieren uns an den Stärken, Bedürfnissen und Befindlichkeiten von Kindern und deren Interessen, entsprechend ihres Alters und Entwicklungsstandes. 2. Wir respektieren die Würde der Kinder und ihr Recht auf Selbstbestimmung und Unversehrtheit. Unsere Einrichtungen sind sichere Orte für Kinder. 3. Wir geben den Kindern Raum und Zeit und gehen achtsam mit dem selbstbestimmten Tempo ihrer Entwicklung um. Unsere Aufgabe ist es, eine Umwelt anzubieten, die diese umfassende Selbstbildung und -entfaltung zulässt und unterstützt. 4. Wir arbeiten ganzheitlich, innovativ und kreativ. Das Kernstück ist der teiloffene Ansatz, der die Räumlichkeiten und Bildungsbereiche als „dritten Erzieher“ nutzt. 5. Wir leben „gewachsene“ Schwerpunkte in unseren Einrichtungen, die von Standort zu Standort unterschiedlich sein können und sich auf den Sozialraum beziehen. 6. Wir leben Gemeinschaft und fördern soziale Kompetenzen. Deshalb vermitteln wir verständliche und verbindliche Regeln und Umgangsformen. 7. Wir verstehen uns als Vorbilder, Lehrende und Lernende im Rahmen einer Kompetenzpartnerschaft mit Kindern, Eltern und Mitarbeitern. 8. Wir sind fachlich kompetente und verlässliche Partner und sichern dies durch stetige Reflexion und Weiterentwicklung. Aktuelles Wissen aus der Pädagogik, Psychologie und Forschung wird dabei berücksichtigt. 9. Wir fördern demokratisches Handeln und Denken. Partizipation sichert, dass Beteiligung, Mitsprache und Mitmachen des Einzelnen gefragt und erwünscht ist. Dies spiegelt sich in der Teamkultur und in der Arbeit mit den Kindern und Eltern wieder. 10.Wir wertschätzen und respektieren, die in der Familie geleistete Erziehungsarbeit. Im Rahmen einer Kompetenzpartnerschaft bauen wir darauf auf, um eine gegenseitig unterstützende Bildung des Kindes zu realisieren.

Kindergarten Dettingen 10 5 Wir stellen uns vor Jede Kindertageseinrichtung der Stadt Ehingen hat aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte, ihrer Räumlichkeiten und des Sozialraumes, in dem sie sich befindet ihr eigenes Erscheinungsbild. Der städtische Kindergarten „Zwergenhäuschen“ ist in der Gemeinde Dettingen. Der Teilort von Ehingen liegt in einer ländlichen Umgebung. Das Wohngebiet rund um den Kindergarten ist ruhig und in einer Tempo – 30 - Zone gelegen. In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei Spielplätze und einen landwirtschaftlicher Weg, der zu Feldern und Wiesen hinaus führt. Die Gegend lädt zu naturnahen Erlebnissen ein.

Kindergarten Dettingen 11 Das Gebäude, hat durch seine Backsteinoptik den Charme der 70er -Jahre. Ein Holzanbau mit Räumlichkeiten für eine dritte Gruppe entsteht 2022. Alle Räume sind hell, laden zum Entdecken ein und strahlen eine Wohlfühlatmosphäre aus. Der Kindergarten ist barrierefrei. Die Einrichtung ist von Montag bis Freitag geöffnet. Die Anmeldung erfolgt über das zentrale Anmeldesystem der Stadt Ehingen. Das Betreuungsangebot umfasst die Regelbetreuung und die verlängerte Öffnungszeit. Die aktuellen Öffnungszeiten entnehmen Sie dem Flyer des Kindergartens und dem Internet. Die aktuellen Regelungen der Schließtage werden jährlich mit dem Träger, der Einrichtungsleitung und dem Elternbeirat festgelegt und vor dem neuen Kindergartenjahr bekannt gegeben. Der Kindergarten verfügt über alters- und geschlechtsgemischte Gruppen und bietet Platz für insgesamt 59 Kinder. In unserer Einrichtung gibt es zweieinhalb Stammgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten aus den Bildungsbereichen. Zwei Gruppen sind für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren und eine Kleingruppe für Kinder von drei bis sechs Jahren ausgelegt. Drei Gruppenräume mit angeschlossenem Nebenraum, eine große Eingangshalle und ein Durchgangszimmer bieten neben dem Sanitärbereich und der Küche Raum für die unterschiedlichen Bildungsbereiche. Um den Bedürfnissen der Kinder

Kindergarten Dettingen 12 nachzukommen passen wir die Bildungsbereiche stets an die aktuellen Themen der Kinder an. Der große Eingangsbereich, der die einzelnen Räume verbindet, wird aktiv genutzt und jede Nische wird von den Kindern in Anspruch genommen. Der Garten ist in L-Form um den Kindergarten und verfügt über einen alten Baumbestand. Der Außenspielbereich ist in die tägliche Arbeit einbezogen. Er spiegelt die Bildungsbereiche wieder. Unser Team besteht aus motivierten und qualifizierten pädagogischen Fachkräften. Darunter sind Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Auszubildende, die in Teil- und Vollzeit beschäftigt sind. Für uns steht jedes Kind in seiner Einzigartigkeit im Mittelpunkt unserer Arbeit. Jede Mitarbeiterin bringt sich mit ihren Stärken ein. Unser Team ergänzt und unterstützt sich gegenseitig, um ein vielfältiges Lern- und Projektangebot für die Kinder zu ermöglichen. Wir stehen im engen Austausch, alle pädagogischen Fachkräfte sind Ansprechpartner für alle Kinder und Eltern. Wir achten darauf, dass Absprachen für alle transparent und eindeutig sind. Wir tauschen uns aus und besprechen Fragen, die nicht gleich beantwortet werden können. Gemeinsam planen und vereinbaren wir gemeinsame Aufgaben, Abläufe und Projekte. Regelmäßig reflektieren wir unsere pädagogische Arbeit. Dafür nutzen wir die wöchentlichen Dienstbesprechungen, kollegiale Beratungen, Feedback Gespräche, Fallbesprechungen, Fach- und Planungstage. Uns ist sehr wichtig, dass wir alle offen und ehrlich miteinander umgehen, damit sich alle Familien bei uns wohlfühlen. Scheuen Sie sich nicht auf uns zuzukommen. Uns liegt sehr am Herzen, dass sich alle Kinder sowie auch alle Eltern in unserer Einrichtung wohlfühlen!

Kindergarten Dettingen 13 5.1 Tagesablauf So wie jede Kita ihr individuelles Erscheinungsbild und ihre je eigene Schwerpunktsetzung hat, so gestaltet sich auch der Tagesablauf in jeder Einrichtung angepasst an die inneren und äußeren Gegebenheiten. Der Kindergartentag ist ein immer wiederkehrender Rhythmus, der den Kindern Orientierung und Sicherheit bietet. Dadurch finden sich die Kinder schneller im Kindergarten - Alltag zurecht. Jedes Kind startet seinen Kindergartentag in seiner Stammgruppe. Morgens wird es zuerst von den Erzieherinnen in der Stammgruppe begrüßt. An der Anwesenheitsliste zeigt das Kind an, dass es „da ist“ und sieht auch schon, welche Kinder wo spielen. Nun beginnt die spiel-/ bildungsintensive Zeit. Das bedeutet, die Kinder wählen im ganzen Haus ihren Spielpartner, das Spielmaterial, die Spieldauer und den Spielort selbst aus. In der Spiel- bzw. Bildungsintensiven Zeit gibt es bestimmt Regeln, an die sich alle halten. Diese Regeln werden mit den Kindern gemeinsam ausgehandelt und besprochen. Unsere Spielbereiche sind in verschiedene Bildungsbereiche untergliedert. Die Bildungsbereiche sind wandelbar und bieten Anregungen für Eigeninitiative. Sie verändern sich automatisch mit den Themen der Kinder und werden durch Impulse bereichert. Jedes Kind hat die Möglichkeit, seinem Interesse nachzugehen und den ganzen Kindergarten zu nutzen. Dabei wird es von uns begleitet und wir werden zu lernenden und lehrenden Begleitern. Während dieser Freispielzeit haben die Kinder die Möglichkeit, im Esszimmer ihr mitgebrachtes Vesper zu essen. Hier werden sie immer von einer pädagogischen Fachkraft begleitet. In unregelmäßigen Abständen treffen wir uns in der Gemeinschaft zum gemeinsamen Frühstück. Am Ende des Tages treffen sich alle Kinder in ihren Stammgruppen zum Austausch, Singen, Tanzen und zum Spielen.

Kindergarten Dettingen 14 6 Spielen ist Lernen in der frühen Kindheit „Spiel ist nicht Spielerei, es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung“ (Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852), deutscher Pädagoge und Gründer des ersten Kindergartens in Blankenburg/Thüringen) Lernen und Spielen sind für Kinder ein und dasselbe. Im Spiel verwirklichen sich sowohl die allgemein menschlichen Lerngrundsätze wie auch die spezifischen Bedingungen des kindlichen Lernens auf ideale Weise. Der weltbekannte ungarische Musikpädagoge und Komponist Zoltan Kodaly wurde in den 50er-Jahren im Rahmen einer Hörfunksendung im Radio Budapest gefragt, wie Eltern eigentlich den Lernerfolg ihres Kindes in Kindergarten und Schule kontrollieren könnten. Seine Antwort: „Liebe Eltern, wenn ein Kind nach Hause kommt und berichtet, dass es heute viel gelernt habe, dann seien Sie bitte sehr vorsichtig, weil das Kind möglicherweise nur wenig gelernt hat. Kommt das Kind hingegen nach Hause und berichtet, dass heute gut gespielt wurde, dann dürfen Sie sehr zufrieden sein, weil das Kind dann mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel gelernt hat!“ „Im Kindergarten wird gespielt, in der Schule wird gelernt!“ Viele Erwachsene fassen Spielen und Lernen als Gegensätze auf. Was zunächst als Gegensatz erscheint, ist eigentlich ein Traumpaar, denn Spielen ist die Grundlage einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung und aller selbstbildenden Prozesse. Deshalb gehört das Spiel zu den UN-Kinderrechten. Der Alltag in einer Kindertagesstätte steckt voller Herausforderungen. Durch das Spielen setzen Kinder sich mit großer Begeisterung mit ihrer Umwelt auseinander. Sie erforschen, begreifen, erobern und erschließen sich damit ihre Lebenswelt. Spielen, Lernen, Entwicklung und Neugierde sind untrennbar miteinander verbunden. Spiel ist notwendig für die kindlichen Lern- und Entwicklungsprozesse. Sich abstimmen, teilen, Rücksicht nehmen, abwechseln, warten, gemeinsam ein Ziel verfolgen, Regeln einhalten, streiten, Bedürfnisse und Gefühle äußern. Etwas tun was Spaß macht, untersuchen wie die Dinge funktionieren und entdecken, was sich mit eigenen Kräften und Ideen bewerkstelligen lässt. Beim Spielen laufen im Gehirn sehr komplexe Prozesse ab. Wann immer wir neue Erfahrungen machen oder Informationen aufnehmen, führt dies zur Aktivierung und Verknüpfung von

Kindergarten Dettingen 15 Nervenzellen. Von diesen haben wir von Geburt an unvorstellbar viele. Durch das Spielen werden unendlich viele Nervenzellen miteinander verknüpft. Es bilden sich bleibende Strukturen, die lebenslang genutzt und erweitert werden können. Beim Spiel verleihen Kinder ihrem Tun Sinn und den Dingen Bedeutung. Fantasie- und Rollenspiele, motorische Spiele und Konstruktionsspiele, Regelspiele und alle anderen Spielformen müssen Platz haben in der Familie, im Kindergarten und in der Schule. „Erzähle mir und ich werde es vergessen. Zeige mir und ich werde mich erinnern. Lass es mich tun – und ich werde es behalten! (Konfuzius)

Kindergarten Dettingen 16 6.1 Unser Bild vom Kind „Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler und Anstrengung zu, denn daraus kann ich lernen.“ (Maria Montessori) Die Grundlage unserer Arbeit ist der Blick auf das einzelne Kind, das im Mittelpunkt unseres pädagogischen Handelns steht. Kinder entdecken, erforschen und gestalten ihre Welt mit eigenen Tätigkeiten und mit allen Sinnen. Sie machen fortlaufend neue Erfahrungen und erweitern zunehmend ihre Fähigkeiten. Die Kinder leben im Hier und Jetzt. Jedes Kind ist neugierig, will sich erproben, lernen und bildet sich aus eigenem Antrieb. Dabei bekommt das Spielen eine der bedeutendsten Rollen. Spielen ist lernen im Kindesalter, es ist die lernintensivste Zeit im Leben eines Menschen. Im Spiel setzen sich die Kinder mit ihrer Umwelt auseinander, sie erforschen, begreifen und erobern sich unvoreingenommen die Welt. Sie entwickeln von sich aus Ideen, strengen sich an, zeigen Einfallsreichtum und Flexibilität. Sie bewältigen Schwierigkeiten, Streit und üben das Einhalten von Regeln. Das Spiel ist für Kinder ein ganzheitliches Lernen mit starker emotionaler Beteiligung und mit geistiger und körperlicher Anstrengung. Wir sehen unseren Auftrag darin, diesen Prozessen und dem damit verbundenen Lernen Platz zu geben. Das Kind ist Konstrukteur seiner eigenen Bildung. Wir sorgen dafür, dass die Kinder im Alltag zu allen Inhalten der unterschiedlichen Bildungsbereiche Zugang haben. Wir unterstützen die Kinder darin, eigene Lern- und Lösungswege zu finden und geben ihnen dabei die Zeit, die sie brauchen. Wir achten darauf, individuelle Bildungsprozesse nicht zu unterbrechen und bieten Raum für selbständiges Erkunden und gestalten.

Kindergarten Dettingen 17 Wir gestalten mit den Kindern eine anregende Umgebung mit Anreizen und Freiräumen zu vielfältigem Spiel. Wir unterstützen Kinder, selbst zu entscheiden, was, wann, und mit wem sie spielen möchten. Unser Bild vom Kind schließt die Annahme ein, dass jedes Kind die für seine Entwicklung notwendigen Anlagen in sich trägt. Jedes Kind verfügt über besondere Talente und Fähigkeiten sowie die Neugier und die Experimentierfreude, um sich die Welt in einem aktiven Prozess zu erschließen. Wir geben ihm den Raum, die Zeit und die Anregung sich zu entwickeln. Weniger das Defizitäre (Was kann das Kind nicht), als vielmehr das Vorhandene und bereits Entwickelte (Was bringt es mit, was kann es) zählt. Die Kinder in unserer Einrichtung … ...sind individuelle Persönlichkeiten. ...begreifen ihre Welt mit allen Sinnen. ...sind Entdecker und Forscher. ...sind neugierig, kreativ und probieren aus. ...ahmen nach. …beteiligen sich. ...bewegen sich gern. ...erweitern ihren Horizont. ...werden von uns unterstützt und wertgeschätzt. ...bringen vielfältige Stärken und Fähigkeiten mit, auf die wir vertrauen. 6.2 Rollenverständnis und Haltung der pädagogischen Fachkräfte „Die Grundhaltung der pädagogischen Fachkraft ist geprägt von den demokratischen Werten unserer Gesellschaft und der Unantastbarkeit der Würde eines jeden

Kindergarten Dettingen 18 Menschen. Deshalb ist das pädagogische Handeln von Respekt, Achtung und Wertschätzung gegenüber jedem Kind geleitet. Die pädagogischen Fachkräfte nehmen jedes Kind so an, wie es ist. Es muss nicht erst besondere Leistungen erbringen, Fähigkeiten haben oder Entwicklungen durchlaufen. Es wird auch angenommen, wenn es sich ungewöhnliche Gedanken macht oder für Themen älterer Kinder interessiert. Ausdruck dieser Grundhaltung sind auch Prinzipien des pädagogischen Handelns wie Partizipation, Integration, Ganzheitlichkeit sowie eine vorurteilsbewusste, geschlechtersensible Bildung und Erziehung. In der Umsetzung dieser Prinzipien ist sich die pädagogische Fachkraft bewusst, dass sie Vorbildfunktion für die Kinder hat.“ (Ministerium für Kultus, J. u. S. BW (2014). Orientierungsplan für Bildung und Erziehung. Herder). „Die pädagogischen Fachkräfte geben den Kindern Orientierung, Sicherheit und Halt durch liebevolle Zuwendung. Verlässliche, tragfähige und kontinuierliche Beziehungen zwischen Kind und pädagogischer Fachkraft sind Voraussetzung für förderliche Bildungs- und Erziehungsprozesse.“ Der Orientierungsplan unterstützt und fördert unser Rollenverständnis: Wir verstehen uns als... • einfühlsame, liebevolle und verlässliche „Bezugsperson“, deren Beziehung zum Kind von gegenseitigem Vertrauen, von Achtung und Interesse aneinander geprägt ist. • verantwortliche „Zeitgeberin“ für freie, nicht verplante Zeiten des Spiels • umsichtige „Raumgeberin“ für großzügige Spiel- und Experimentierräume • ideenreiche „Materialbeschafferin“, um Bildungsprozesse der Kinder in Gang setzten zu können • zugewandte „Ansprechpartnerin“ für eine Atmosphäre der Geborgenheit • wertschätzende und klare „Halt – Geberin“, die den Kindern Rückmeldung über ihr Tun gibt und sinnvolle Grenzen setzt • leidenschaftliche „Forscherin“, um mit den Kindern den Dingen auf den Grund zu gehen

Kindergarten Dettingen 19 • kreative „Mitdenkerin“, die die Problemlöseversuche der Kinder unterstützt • gewährende „Möglich – Macherin“ eigener Entdeckungen und Erfahrungen der Kinder • mitgehende „Begleiterin“ kindlicher Lernwege ohne abkürzen oder „erleichtern“ zu wollen • aufmerksame „Beobachterin“ der Entwicklungen und Erfindungen der Kinder • neugierige „Fragestellerin“, um die Kinder zu weiteren Überlegungen anzuspornen • einfühlsame „Impulsgeberin“ für weitere Anregungen in allen Bereichen • brückenbauende „Vermittlerin“ von vielfältigen Lernmöglichkeiten und Herausforderungen • vorbildliche „Macherin“ durch eigenes Experimentieren mit jeglichem Material • umsichtige „Planerin“, die Interessen und Themen der Kinder berücksichtigt • feinfühlige „Gesprächspartnerin“ bei Fragen und Problemen der Kinder • achtungsvolle „Versorgende und Pflegende“ die die Grundbedürfnisse der Kinder kennt, sieht und stillt • aufgeschlossene „Lehrende“ und wissbegierige, neugierige „Lernende“ • liebevolle „Trösterin“ die bei Misserfolg zur Seite steht • stärkende „Mut – Macherin“ die den Kindern etwas zutraut Dieses Rollenverständnis verlangt von unseren Fachkräften eine respektvolle pädagogische sowie menschliche Grundhaltung. Wir verstehen darunter eine Haltung, die geprägt ist von Offenheit, Authentizität, Optimismus, Wertschätzung und Vorurteilsbewusstsein. Dazu gehört es, selbst interessiert zu sein, sich zu engagieren, sich mitzuteilen, standzuhalten und flexibel auf Probleme einzugehen, sowie an Lerngemeinschaften mitzuwirken. Wir haben ein Bewusstsein für die Bedürfnisse der Kinder und ihre Rechte.

Kindergarten Dettingen 20 Wir reflektieren unser Handeln kontinuierlich und fachlich korrekt. Wir zeigen Flexibilität und Fantasie, nehmen uns zurück, sind gelassen und öffnen Lernräume. Hierzu brauchen wir Geduld, gute Nerven, Mut zur Lücke, Neugier auf das Leben und Weltwissen. Diese Haltung stellt hohe Anforderungen an das professionelle Können der agierenden Fachkräfte. Dafür ist es notwendig, dass sie sich kontinuierlich mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen befassen und sie in die pädagogische Arbeit integrieren. Sie brauchen die Fähigkeit sich auf Neues einzulassen, Perspektivwechsel zuzulassen und sich als Lehrende und Lernende zu verstehen. Ein wirkliches Interesse am Kind, die Neugierde, das Handeln der Kinder „lesen“ zu können, sowie die Bereitschaft mit den Kindern in Beziehung zu treten unterstützen diese Haltung. In der täglichen Beziehungsarbeit sind wir dem Kind zugewandt und empathisch. • Wir hören dem Kind zu und begegnen ihm mit emotionaler Kompetenz. • Wir geben dem Kind Orientierung, Sicherheit und Halt durch liebevolle Zuwendung. • Wir gehen verantwortungsvoll mit Nähe und Distanz um. • Wir sind bereit zu achtungsvoller Pflege und dialogischer Kommunikation. • Wir strukturieren den Tag durch Regeln und Rituale, die wir selber vorleben. • Wir zeigen verantwortungsvoll Grenzen auf, wenn Regeln überschritten oder Rechte anderer verletzt werden. • Regeln sind klar und überfordern nicht, sie werden mit den Kindern erarbeitet und besprochen. Das dicke „Wir“ steht dafür, dass sich alle pädagogischen Fachkräfte damit identifizieren und für die Haltung, dass sie für alle Kinder im Haus verantwortlich und zuständig sind.

Kindergarten Dettingen 21 Um dieses Rollenverständnis und diese Haltung zu erzeugen, bedarf es einen kontinuierlichen fachlichen Austausch, Anleitung und Diskussion im Team. Zusammen, im institutionellen Kontext, gilt es dann solche professionellen und methodisch fundierten Haltungen zu etablieren und weiterzuentwickeln. Wen du brauchst: einen zum Küssen und Augen zubinden, einen zum lustige Streiche-erfinden. Einen zum Regenbogen-suchen-gehen, einen zum Fest-auf-dem-Boden-stehen. Einen zum Brüllen, zum Leise sein, einen zum Lachen und einen zum Weinen. Auf jeden Fall einen der dich mag, heute und morgen und jeden Tag. (Regina Schwarz)

Kindergarten Dettingen 22 7 Eingewöhnung „Solange deine Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie größer werden, schenk' ihnen Flügel.“ (Khalil Gibran) Die ersten Übergänge von zu Hause in die Krippe oder in den Kindergarten sind sehr bedeutsam. Es ist die erste Trennung aus der familiären Obhut in eine institutionelle Gemeinschaft. Eltern möchten sicher sein, dass es ihrem Kind gut geht und es angenommen wird. Der Orientierungsplan Baden-Württembergs beschreibt die gemeinsam gestaltete Eingewöhnung als Grundlage für eine gelingende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. In unseren Einrichtungen wird diesem ersten Übergang deshalb besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aus diesem Grund verfahren alle Ehinger Einrichtungen nach den gleichen Grundsätzen und Regeln, die sich nach dem „Berliner Eingewöhnungsmodell“ richten: • Die Eingewöhnung wird individuell für jedes Kind gestaltet und bezieht die Persönlichkeit, Biographie und Bindung zu den Elternteilen ein. • Offenheit und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Eltern und den pädagogischen Fachkräften sind selbstverständlich und bilden die Brücke zwischen der Familie und der Einrichtung. • Eltern sind in der Eingewöhnungszeit der sichere Hafen für die Kinder, erreichbar und präsent. • Unsere fachlichen Kompetenzen und Erfahrungen bilden die Basis für eine gelungene Eingewöhnung der Kinder und helfen den Eltern loszulassen. • Kleine Krisen und Trennungsängste werden im gemeinsamen Dialog thematisiert und abgebaut. • Längere Unterbrechungen in der Eingewöhnung erschweren den Beziehungsaufbau und verlängern somit die Eingewöhnungszeit.

Kindergarten Dettingen 23 • Nach Abschluss der Eingewöhnung erfolgt eine gemeinsame Reflexion. Alle Einrichtungen der Stadt Ehingen haben sehr gute Erfahrungen und Erfolge mit dem „Berliner Modell“ gemacht, weil es kein starres, sondern ein flexibles und dynamisches Modell ist. Die pädagogischen Fachkräfte haben dabei fortwährend das Verhalten und Wohlbefinden des Kindes im Blick.

Kindergarten Dettingen 24 7.1 Ablauf der Eingewöhnung Der Ablauf der Eingewöhnung ist vorab gut geplant und beinhaltet aufeinander aufbauende Phasen. Aufnahmegespräch Ein ausführliches Aufnahmegespräch erleichtert die Zeit des „Sich-einlebens“. Es bietet den Eltern die Möglichkeit, erste Eindrücke von der Einrichtung und den Strukturen zu bekommen, sowie die pädagogischen Fachkräfte kennenzulernen. In diesem Gespräch findet ein gegenseitiger Informationsaustausch statt, bei dem Wünsche und Bedenken geäußert werden können und offene Fragen geklärt werden. Kennenlernphase In der Kennenlernphase hält sich ein Elternteil zusammen mit dem Kind im Gruppenraum auf und stellt die „sichere Basis“ dar. Der Elternteil sollte sich zurückhaltend verhalten und nur auf das Kind reagieren, wenn dieses dazu auffordert. Um einen gelungenen Bindungsaufbau zu initiieren versuchen die Bezugserzieherinnen durch das Beobachten, das gemeinsame Spiel und durch Zuwendung, das Interesse, die Aufmerksamkeit und die Neugierde des Kindes zu wecken und somit sein Vertrauen zu gewinnen. Im weiteren Verlauf steht eine wertschätzende Beziehung zum Kind im Fokus und weitere Kontakte werden geknüpft.

Kindergarten Dettingen 25 Stabilisierungsphase In der Stabilisierungsphase übernehmen die Bezugserzieherinnen die Versorgung des Kindes. Durch alltagsbestimmende Rituale und das gemeinsame Spiel wird die Beziehung intensiviert und gefestigt. Das Kind wird zunehmend in die Gruppe integriert. In dieser Phase wird der Zeitraum, den das Kind ohne Elternteil verbringt, kontinuierlich ausgedehnt. Dauert diese Phase etwas länger, lautet die Devise: „Auch kleine Schritte führen zum Ziel.“ Abschlussphase Eine gelungene Eingewöhnung ist erreicht, wenn das Kind die pädagogischen Fachkräfte der Einrichtung als „sichere Basis“ anerkennt und sich bei Bedarf von diesen trösten lässt. In einem persönlichen Abschlussgespräch wird mit den Eltern der Verlauf der Eingewöhnung gemeinsam reflektiert.

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Kindergarten Dettingen 27 Mit der Eingewöhnung ist eine gute Vertrauensbasis geschaffen, die den weiteren Beziehungsaufbau gestaltet. Beziehungen haben für uns einen hohen Stellenwert. Sie garantieren, dass Gefühle von Sicherheit und Wohlbefinden bei Eltern und Kindern entstehen können. Durch die gemeinsame Eingewöhnung wird dafür eine Grundlage geschaffen die im Idealfall zur Kompetenzpartnerschaft für die ganze Kindergartenzeit wird.

Kindergarten Dettingen 28 Die 10 goldenen Regeln meiner Eingewöhnung Liebe Mama, lieber Papa, 1. In meiner ersten Kindergartenzeit helft ihr mir am meisten, wenn ihr mir schon zu Hause erzählt, was mich alles im Kindergarten erwartet. 2. Es ist wichtig, dass Ihr selbst davon überzeugt seid, dass ein Kindergartenbesuch gut für mich ist. 3. Es beruhigt mich am Anfang, wenn ich weiß, dass Ihr in dieser Zeit bei mir bleibt. 4. Ich will alleine entscheiden, wann und mit wem ich spielen möchte. Vielleicht brauche ich erst einmal Zeit, um die anderen Kinder zu beobachten und mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. 5. Wenn Ihr weggeht, seid ehrlich zu mir: Eine genaue Absprache ist besser, als falsche Hoffnungen zu wecken. 6. Auch wenn ich weine, verabschiedet euch bitte kurz von mir – ich werde getröstet. 7. Wenn Ihr beunruhigt seid, ruft einfach nach 10 Minuten im Kindergarten an. Wahrscheinlich spiele ich im Kindergarten schon längst. 8. Wenn es mir schlecht geht, werdet Ihr von einer pädagogischen Fachkraft angerufen. 9. Damit ich mich eingewöhnen kann, ist es wichtig, dass ich regelmäßig in den Kindergarten gehe. Durch Unterbrechungen - besonders in der ersten Zeit – muss ich immer wieder von vorne anfangen mich einzugewöhnen. 10. Wenn ich mich im Kindergarten wohlfühle und weiterspielen möchte, heißt das, dass ich einen Schritt ins Leben gemacht habe, aber keinen Schritt von euch weg – ich hab euch genauso lieb wie vorher!

Kindergarten Dettingen 29 8 Bildungs- und Entwicklungsfelder des Orientierungsplans Der Orientierungsplan gibt den Erzieherinnen und Erziehern Impulse zur pädagogischen Begleitung kindlicher Entwicklung von Geburt bis zum Schuleintritt, knüpft an die Bildungsprozesse vor der Krippen- und Kindergartenzeit an und gibt Ausblicke auf die Entwicklung der Bildungsbiografie des Kindes nach der Kindergartenzeit. Kindertageseinrichtungen haben neben den Aufgaben der Erziehung und Betreuung auch einen Bildungsauftrag, der sich an den spezifischen, altersstrukturell bedingten Bedürfnissen der Kinder orientiert. Damit wird ein wichtiger Aspekt in den Vordergrund gerückt: Die ersten Lebensjahre und das Kindergartenalter sind die lernintensivste Zeit im menschlichen Leben. Die Bildungsarbeit in Kindergärten ist eine zentrale Aufgabe. Der Bildungs- und Orientierungsplan bildet die Grundlage der pädagogischen Arbeit. Er richtet sich nach den Fragestellungen: Was will das Kind? Was braucht das Kind? Was kann das Kind? Er wird in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil (Teil A) beschreibt die Grundlagen der Arbeit. Der zweite Teil (Teil B) beschreibt die Entwicklungsfelder, die im nachfolgenden erklärt werden. So wie jede Kindertageseinrichtung der Stadt Ehingen ihr individuelles Erscheinungsbild und ihre je eigene Schwerpunktsetzung hat, so setzt sie auch die Entwicklungsfelder entsprechend der je eigenen inneren und äußeren Gegebenheiten um.

Kindergarten Dettingen 30 8.1 Körper Die Kinder entwickeln ein Gespür für ihren Körper und die Möglichkeit sich auszudrücken. Sie erweitern ihre grobmotorischen und feinmotorischen Fertigkeiten und Fähigkeiten. Wir unterstützen ihre Entwicklung für die Gesunderhaltung ihres Körpers. Bei uns kann ihr Kind… • durch vielfältige Möglichkeiten seinen Körper erfahren, z.B. durch verschiedene Bewegungsanreize in der Balancierecke. • an seine Grenzen stoßen. • Grenzen anderer und der Räumlichkeiten erkennen. • Balgen und Toben, vergleichen und messen, wetteifern – Erfolg und Misserfolg verarbeiten. • Gefahren erleben, einzuschätzen und entsprechend zu handeln. • Kondition und Koordination trainieren. • Körperliche Gefühle wie Lust, Freude, Erschöpfung spüren. • mit verschiedenen Kleingeräten im Bewegungsbereich und Garten seine fein- und grobmotorischen Fertigkeiten erweitern und verfeinern. • sich dreckig machen. • Sand, Matsch, Wasser mit den Sinnen wahrnehmen. • im Rollen- und Theaterspiel seinen Körper als Darstellungs- und Ausdrucksmittel erfahren. • sich im Mal- und Bastelzimmer durch malen, kleben, schneiden, knoten,… seine Feinmotorik spielerisch schulen. • verschieden Geschmacksrichtungen kennenlernen (wir essen bewusst gemeinsam Obst aus dem Schulfruchtprogramm). • mit Naturmaterialen und Alltagsgegenständen in kleiner und großer Form hantieren (Kastanien, Baumstämme, Autoreifen...). • im Essbereich einen genussvollen Umgang mit gesunder Ernährung erfahren. • durch Spiel-, Sing- und Tanzkreise ein differenziertes Körpergefühl aufbauen. Bei uns erfährt ihr Kind…

Kindergarten Dettingen 31 • einen respektvollen Umgang in der Körperpflege, z.B. beim Wickeln • einen bewussten Umgang mit Nähe und Distanz. Ihr Kind wird bei uns begleitet und unterstützt… • beim Kennenlernen von Hygiene – z.B. Händewaschen nach dem Toilettengang. • bei der Auswahl witterungsentsprechender Kleidung, sowie beim selbständigen an- und ausziehen der Kleidung. 8.2 Sinne Die Kinder entwickeln, schärfen und schulen ihre Sinne und nutzen sie, um sich die Welt anzueignen, sich in ihr zu orientieren und sie mit zu gestalten. In allen Bildungsbereichen sind verschiedene Materialien für alle Sinne zugänglich. Bei uns kann ihr Kind… • seine Eindrücke und Vorstellungen ästhetisch-künstlerisch zum Ausdruck bringen (z.B. im Mal- und Bastelzimmer, Malatelier, Balancierecke). • seine Körper- und Bewegungswahrnehmung im Rollenspiel, beim Bauen und Bewegen erforschen und weiterentwickeln. • schmecken und riechen (Esszimmer). • zur Ruhe kommen und Geschichten lauschen, verschiedene Arten von Musik kennenlernen (Ruhezimmer). • seinen Körper wahrnehmen und sich spüren, in sich hineinfühlen (Massageutensilien, Pinsel, Bürsten im Ruhezimmer). • unterschiedlichste Materialien erspüren (zum Beispiel: Linsenkiste, Kinetiksand). • mit Licht und Schatten experimentieren (Taschenlampen, Tageslichtprojektor, Leuchtplatte). • sehen, beobachten, tasten (erspüren, erleben und begreifen). • Seine Identität in allen Entwicklungsbereichen erkennen, erforschen, entwickeln und stärken.

Kindergarten Dettingen 32 Ihr Kind wird bei uns begleitet und unterstützt um seine Sinne wahrzunehmen, sie zu erkennen, benennen und weiterzuentwickeln 8.3 Sprache Die Kinder erfahren die Sprache als Instrument, das ihnen dazu verhilft, die Welt zu entdecken und zu verstehen. Dabei erweitern und verbessern sie ihre verbalen Ausdrucksfähigkeiten, ihren Wortschatz und ihre Kommunikationsmöglichkeiten. Für eine bestmögliche Entwicklung im Bildungsbereich Sprache, sind wir uns über diese Grundprinzipien bewusst und verankern diese im Alltag: Ihr Kind wird bei uns begleitet und unterstützt,... • indem wir es bei allem was es erlebt und macht sprachlich begleiten. • indem wir den Kindern zuhören, indem wir sie wertschätzen. • Indem wir eine redefreudige, kommunikative Atmosphäre schaffen. Bei uns kann ihr Kind… Sich in allen Bereichen des Kindergartens seine Sprache altersgemäß weiterentwickeln: • Rollenspielbereich: Ihr Kind wird zum Sprechen angeregt und im Dialog mit anderen Kindern unterstützt. Hier kann es in andere Rollen schlüpfen und Sprachförderlich Beziehung eigene Sprechfreude Blickkontakt Wiederholung Dialog aktives Zuhören Fragen Verstehen sichern

Kindergarten Dettingen 33 seine Ausdrucksfähigkeit wird gefördert. Spielinhalte werden aufgegriffen und verbalisiert. • Morgenkreis: Eine Gesprächskultur wird entwickelt – mir wird zugehört, ich höre zu. • Gespräche: Erlebnisse erzählen, Stellung zu einem Thema nehmen. • Lieder und Reime: Rhythmus und Sprachmelodie entfalten, Texte auswendig kennen. • Musik: Sprache mit Musik und Bewegung verknüpfen. • Esszimmer: spontane, entspannte Tischgespräche entstehen. • Geschichten/Bilderbücher: Texte verstehen, Sprachverständnis bedeutet gehörtes wiederzugeben. • Geburtstag: Der Anlass der Feier regt zum Erzählen an – sich erinnern und Erlebtes wiedergeben. • Portfolio: Sprechanlässe über Erlebnisse, Zusammenhänge, Lernen – sich erinnern und wiedergeben, zuhören und in Dialog treten. • Basteln: Das eigene Tun und Vorhaben sprachlich begleiten. • Sozialverhalten: Seine Bedürfnisse ausdrücken, emotionaler Wortschatz erweitern, Konflikte verbal lösen. • Bibliothek, Büchertausch: Erzählfreude wecken. • Schreibwerkstatt, Matheecke: Sprachliche Begleitung und Dialog. Darüber hinaus nimmt ihr Kind am Sprachprojekt „Ehinger Modell“ für Vorschüler teil. Im Sprachprojekt der Vorschüler steht der spielerische Umgang mit der gesprochenen Sprache im Vordergrund. Die phonologische Bewusstheit wird gefördert. Das bedeutet, dass die Kinder ein Bewusstsein für den Klang, die Rhythmik und kleinste Einheiten (wie Silben), der gesprochenen Sprache entwickeln. Darunter fällt das Reimen, Wörter in Silben zerlegen, beispielsweise mit der Methode Silbenklatschen, oder das Erkennen von An- oder Endlauten innerhalb eines Wortes. Im Alltag, dem Rollenspiel oder in der Sprach- und Schreibwerkstatt setzen die Kinder kennengelernte Spiele aus dem Projekt um. 8.4 Denken Kindliches Denken ist ganzheitliches Denken. Die Kinder bauen auf ihren Erfahrungen auf, beobachten, erforschen und erfragen sich durch das Spiel ihre Welt.

Kindergarten Dettingen 34 Bei uns kann ihr Kind… • durch selbstständiges Spielen Lösungsmöglichkeiten in der Gemeinschaft ausprobieren und weiter entwickeln. • seinen Wissensdurst stillen durch: vielfältiges Materialangebot, Bücher und Lexika, Beobachtungen, Experimente, Projekte, Exkursionen, Angebote in verschiedenen Bereichen. • die Natur mit allen Sinnen wahrnehmen (zum Beispiel mit Lupen, Stethoskop, Fernglas). • konstruieren und eigene Ideen entwickeln (Bauanleitungen sind vorhanden, eigene Skizzen und Pläne anfertigen). • seine Umgebung genau beobachten (innehalten und zuschauen). • anderen Kindern seine Ideen vorstellen und seine Interessen und Fähigkeiten weitergeben (zum Beispiel beim Bauen und Konstruieren, beim Basteln). Ihr Kind wird bei uns begleitet und unterstützt…, • um nach eigenen Lösungen zu suchen. • und zum selbständigen Denken angeregt. • um das Denken anderer nachzuvollziehen und zu respektieren. • sich eine eigene Meinung zu bilden. 8.5 Gefühl und Mitgefühl Die Kinder werden sich ihrer eigenen Emotionen bewusst und setzen sich mit ihnen auseinander. Sie lernen als Teil einer Gemeinschaft mit ihnen angemessen umzugehen. Sie erfahren und lernen in unterschiedlichsten Situationen Einfühlungsvermögen und Mitgefühl. Das erlernen sozial - emotionaler Kompetenzen gehört zu einer großen Entwicklungsaufgabe von Kindern im Kindergartenalter. Im Umgang mit anderen wird in dieser Zeit ein Grundstein dafür gelegt.

Kindergarten Dettingen 35 Bei uns kann ihr Kind… • Gefühle erleben, ausdrücken und definieren. • offen über Gefühle sprechen – Gefühle kennenlernen und benennen. • ein Bewusstsein für die eigenen Emotionen und Gefühle entwickeln. • seine Gefühle zum Ausdruck bringen durch Körperhaltung, Mimik, Gestik und Sprache (um Beispiel an einer Gefühlsuhr sichtbar machen). • erfahren, dass alle Gefühle „richtig“ sind. Jeder kann Freude, Trauer, Wut, Ärger, Angst, Eifersucht, Neid, Schuld und Stolz fühlen. • Handlungsstrategien entwickeln. • Beziehungen und Freundschaften mit anderen aufbauen und pflegen. • in Lerngemeinschaften, oder bei gemeinsamen Aktivitäten Empathie entwickeln. • sich wahrnehmen, seine Stärken und Interessen kennenlernen (Portfolio: „Was kann ich gut?“ Bildungs- und Lerngeschichten). • lernen mit Erfolg und Misserfolg umzugehen. • erfahren, dass es schön ist, sich gegenseitig zu helfen (zum Beispiel beim Anziehen). • Konflikte erleben + Entwicklungsentsprechende Konfliktlösungen zu finden kann nur durch Streiten erlernt werden. • Einfühlungsvermögen und Mitgefühl gegenüber der Natur und Tieren entwickeln (Blumen gießen, Spinnen und Käfer in Lupen wieder frei lassen). • Gemeinschaft erleben. • sich zurückziehen. • Umgangsformen erleben und erlernen. Wir begrüßen und verabschieden uns, wir sagen „Bitte“ und „Danke“… . Ihr Kind wird bei uns begleitet und unterstützt… • beim Verbalisieren der eigenen Empfindungen und den Gefühlen anderer. • Emotionsregulationsstrategien zu erlernen („Was brauch ich, wenn ich traurig/wütend/ängstlich bin?“ Was kann ich tun? Durchatmen, Innehalten. Nähe suchen.) • Nähe und Distanz wahrzunehmen, zuzulassen oder bewusst zu verweigern.

Kindergarten Dettingen 36 8.6 Sinn, Werte und Religion Die Kinder bekommen einen Zugang zu unterschiedlichen Sinn- und Werteorientierungen. Sie haben die Möglichkeit vielfältigen weltanschaulichen und religiösen Identitäten zu begegnen. Bei uns kann ihr Kind… • sein Vertrauen in das Leben stärken. Die Basis ist eine lebensbejahende, religiöse und weltanschauliche Grundüberzeugung. Alle Kinder erfahren den Kindergarten als Ort des Geborgen- und Angenommensein. • sich sicher sein, dass es in seiner Einzigartigkeit angenommen wird, egal welcher Herkunft oder religiöser Prägung es stammt. • Werte und Wertvorstellungen kennenlernen – die Auseinandersetzung mit Gut und Böse, angemessen und unangemessen, richtig und falsch, gerecht und ungerecht. • Nachhaltigkeit kennenlernen. Durch unser Vorbild und durch Recycling einen bewussten Umgang mit Ressourcen verinnerlichen. • wertneutrale Spielsachen kennen- und schätzen lernen. • tägliches Zusammensein in Gruppen erleben. Zusammenleben und Gemeinschaft erfahren und erkennen, wie dies funktionieren kann. • in Spiel- und Gesprächskreisen, bei Festen, sowie bei Angeboten die Gemeinschaft als etwas Positives erfahren. • verschiedene religiöse Feste im Kindergartenjahr kennenlernen und deren Sinn und Inhalt auf kindliche Weise erfahren (zum Beispiel Besuch der Kirche an Erntedank, durch Lieder, Gebete, Geschichten und Bücher). • Feste anderer Kulturen kennenlernen (Eltern und Kinder bringen sich ein). • aus verschiedenen Glaubensrichtungen Gemeinsamkeiten kennenlernen: „Mein Gott, dein Gott unser Gott“. • den Jahreskreislauf bewusst wahrnehmen und dadurch einen positiven, wertschätzenden Zugang zur Natur entwickeln.

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