Konzeption Wenzelstein

Kindergarten Wenzelstein 1 Städtischer Kindergarten Wenzelstein Am Wenzelstein 53 89584 Ehingen Telefon: 07391 2833 e-mail: kiga-wenzelstein@ehingen.de Gültig für: Alle Kindertageseinrichtungen der Stadt Ehingen Erarbeitet: 2019

Kindergarten Wenzelstein 2 Inhalt 1 Grußwort..........................................................................................................1 2 Entstehungsgeschichte unserer Konzeption...............................................5 3 Rechtliche Rahmenbedingungen Bildungs- und Betreuungsauftrag von KITAs ...............................................................................................................7 4 Leitprinzipien ..................................................................................................8 5 Wir stellen uns vor........................................................................................10 6 Spielen ist Lernen in der frühen Kindheit ...................................................12 6.1 6.1 Unser Bild vom Kind...............................................................................14 6.2 Rollenverständnis und Haltung der pädagogischen Fachkräfte ..............17 7 Eingewöhnung ..............................................................................................21 7.1 Ablauf der Eingewöhnung ...........................................................................22 Aufnahmegespräch ............................................................................................22 Kennenlernphase ...............................................................................................22 Stabilisierungsphase ..........................................................................................23 Abschlussphase .................................................................................................23 8 Bildungs- und Entwicklungsfelder des Orientierungsplans .....................27 8.1 Körper ............................................................................................................27 8.2 Sinne ..............................................................................................................28 8.3 Sprache..........................................................................................................29 8.4 Denken...........................................................................................................31 8.5 Gefühl und Mitgefühl ....................................................................................31 8.6 Sinn, Werte und Religion .............................................................................32 9 Unser pädagogischer Ansatz ......................................................................34 9.1 Öffnung nach außen .....................................................................................35 9.2 Projekte..........................................................................................................36 10 Räume............................................................................................................38 11 Bildungsbereiche..........................................................................................40 11.1 Spiegelung der Bildungsbereiche in den Außenbereich...........................50 12 Beobachtung und Dokumentation ..............................................................52

Kindergarten Wenzelstein 3 12.1 Bildungs- und Lerngeschichten ..................................................................53 12.2 Wanddokumentationen ................................................................................54 12.3 Entwicklungsgespräche...............................................................................55 12.4 Beratungsgespräche ....................................................................................55 13 Sprachliche Lern- und Bildungsprozesse ..................................................56 13 Partizipation ..................................................................................................58 13.1 Partizipatorische Grundhaltung dem Kind gegenüber ..............................59 14 Elternbeteiligung in der KITA ......................................................................62 Informations- und Aufnahmegespräche .............................................................63 Entwicklungsgespräche......................................................................................63 Tür und Angelgespräche ....................................................................................63 Elternabende......................................................................................................63 Schriftliche Elterninformation, Wanddokumentation und digitaler Bilderrahmen 64 Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat ...............................................................64 Feste ..................................................................................................................64 15 Beschwerdemanagement.............................................................................66 15.1 Beschwerdemanagement Kinder ................................................................66 15.2 Beschwerdemanagement Eltern .................................................................67 15.3 Beschwerdemanagement Mitarbeiter .........................................................69 16 Übergänge gestalten ....................................................................................71 16.1 Von der Krippe in den Kindergarten ...........................................................72 16.2 KITA und Grundschule.................................................................................73 17 Kooperation mit Fachdiensten ....................................................................74 18 Zusammenarbeit zur Sicherung des Kindeswohles ..................................75 19 Qualitätssicherung .......................................................................................76 20 Inklusion ........................................................................................................77 21 Quellenverzeichnis .......................................................................................78

Kindergarten Wenzelstein 4 1 Grußwort Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern, wir möchten Ihnen mit der vorliegenden Konzeption einen Einblick in unsere städtischen Kindertageseinrichtungen ermöglichen. In einem intensiven Prozess wurden pädagogische Inhalte und Schwerpunkte gemeinsam reflektiert, diskutiert und in dieser Konzeption zusammengefasst. Ziel ist es, die Arbeit in den Einrichtungen transparent und nachvollziehbar zu machen. Die Konzeption vermittelt Methoden und Formen der pädagogischen Arbeit und beschreibt die vorhandenen Rahmenbedingungen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für Eltern dient sie als ein Leitfaden und eine Orientierungshilfe. Unsere Konzeption soll in regelmäßigen Abständen überarbeitet und weiterentwickelt werden, sodass neue pädagogische Erkenntnisse direkt in die Arbeit mit einfließen können. Ihnen als Lesern wünschen wir viele neue Erkenntnisse und hoffen, dass die Konzeption einen Beitrag zu einem gegenseitigen Verständnis und einem offenen Dialog mit unseren pädagogischen Fachkräften leistet. Seitens der Stadt Ehingen beglückwünschen wir gleichzeitig alle Beteiligten zu diesem überzeugenden Ergebnis. Wir sind sehr dankbar über die motivierten Teams in den Kindergärten und Kinderkrippen, die sich neuen Herausforderungen stellen und ihrer pädagogischen Arbeit an sich stets wandelnde Aufgaben anpassen. Ihnen allen wünschen wir auch weiterhin viel Kraft und Freude bei der Arbeit für und mit den Kindern unserer Stadt. Sebastian Wolf Andrea Zeller Bürgermeister Sachgebietsleiterin

Kindergarten Wenzelstein 5 2 Entstehungsgeschichte unserer Konzeption „Tuesdays for Conception“ Seit dem Jahr 2015 gestaltet der Träger, gemeinsam mit den Einrichtungen, den Leitungen und der Fachberatung Prozesse, die die Qualität der pädagogischen Arbeit nachhaltig verändert und verbessert. Mit dem Ziel, Kernaussagen für die pädagogische Arbeit und die konzeptionelle Ausrichtung festzulegen, startete Ende 2017 das Projekt „Neue Konzeptionen“. Intensive Nachschulungen zum Orientierungsplan, der Arbeitskreises für Leitungen, Teamsitzungen, interne und externe Fachtage und Fortbildungen, sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse bilden die Grundlage dieser Konzeption. Die Herausforderung war, alle an einen Tisch zu bringen, zu diskutieren, zu beteiligen, zu entscheiden und einen roten Faden zu spinnen. Im Herbst 2018 gab es die erste Werkstattausgabe. Die darin erarbeiteten Kapitel, sind in unseren neuen Konzeptionen das tragende und verbindende Gerüst. Dass alle Fachkräfte einbezogen waren, zeichnet die Entstehungsgeschichte dieser Konzeption aus. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt aller städtischen Einrichtungen und Ausdruck eines lebendigen und gelungenen Partizipationsprozesses. Sie ist handlungsleitend für die pädagogische Arbeit in den Einrichtungen und ihre Kernaussagen beziehen sich auf die Haltung zum Kind, zum allgemeinen Bildungsverständnis, zur Rolle und Selbstverständnis der pädagogischen Fachkräfte und zur Gemeinschaft. Die vorliegende Konzeption versteht sich als Vereinbarung und Zielsetzung, die im kollegialen Dialog weiterentwickelt werden soll. Wir bedanken uns herzlich bei allen Mitwirkenden für die Unterstützung, die vielen Anregungen, Ideen und Gedanken.

Kindergarten Wenzelstein 6 Arbeitskreis der Leitungen Team Fachberatung Anita Münz Kita Nasgenstadt Sybille Massa Bettina Reich Kita Rißtissen Irene Burkart Kita Wenzelstein Julia Rehm Kinderhaus Rosengarten Margret Held Krippe Wichtelstube Marianne Klöble Kita Dächingen Markus Hänle Kita Büchele Silvia Stark Grab Kita Hopfenhaus Steffi Betz Kita Dettingen Verena Hettich Kita Hehlestr.

Kindergarten Wenzelstein 7 3 Rechtliche Rahmenbedingungen Bildungs- und Betreuungsauftrag von KITAs Alle Kinder haben Sozial- und Grundrechte, die in der UN-Kinderrechtskonvention verankert sind. Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung, Erziehung und Betreuung. Dies ist unabhängig von seiner Herkunft, seinem Geschlecht, seiner kulturellen und ethnischen Orientierung. Ebenso ist dies nicht abhängig von der Lebenssituation des Kindes und deren Familie. Den gesetzlichen Rahmen für die Arbeit in der Kindertagesstätte stellen neben den genannten Grundlagen das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Art. 1 GG Menschenwürde; Art. 2 GG Freie Entfaltung der Persönlichkeit; Art. 3 GG Gleichheit vor dem Gesetz), das Bürgerliche Gesetzbuch (§§ 1626 ff BGB Elterliche Sorge), das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG, Sozialgesetzbuch, VIII. Buch, hier vor allem § 22) und das Kindergartengesetz Baden-Württemberg. Außerdem basiert unsere Arbeit auf dem „Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in badenwürttembergischen Kindergärten und weiteren Kindertageseinrichtungen“. § 22 Abs. 3 SGB VIII: „Der Förderungsauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Er schließt die Vermittlung orientierender Werte und Regeln ein. Die Förderung soll sich am Alter und Entwicklungsstand, den sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten, der Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen des einzelnen Kindes orientieren und seine ethnische Herkunft berücksichtigen.“ Der Orientierungsplan für Bildung und Erziehung: Der Orientierungsplan stärkt den Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtungen und prägt die pädagogische Arbeit in unserer Einrichtung. Bildung verstehen wir als „Aneignungstätigkeit“ mit der sich das Kind ein Bild von der Welt macht, sie verantwortlich mitgestaltet und sich dadurch als selbstwirksam erlebt. Lernen und Bildung verstehen wir als einen lebenslangen, aktiven Prozess.

Kindergarten Wenzelstein 8 4 Leitprinzipien „Kreativ, innovativ und wegweisend“ Unsere Leitprinzipien ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere Konzeption und die pädagogische Arbeit in den Einrichtungen. • Sie stehen im Einklang mit dem Orientierungsplan für Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg. • Sie bieten einen gemeinsamen, wissenschaftlich begründeten und fachlich erprobten Orientierungsrahmen. • Sie geben methodisch-didaktische Vorgaben und Anregungen für die pädagogische Arbeit. • Sie drücken unser Rollenverständnis, Respekt, Vertrauen und unsere gemeinsame Haltung in der täglichen Arbeit aus. • Sie sind wegweisend und entwickeln sich kontinuierlich in den Einrichtungen und beim Träger weiter. • Sie verbinden unsere Einrichtungen und den Träger miteinander und garantieren Teilhabe, Austausch, Qualität und Reflexion.

Kindergarten Wenzelstein 9 Unsere Prinzipien 1. Wir orientieren uns an den Stärken, Bedürfnissen und Befindlichkeiten von Kindern und deren Interessen, entsprechend ihres Alters und Entwicklungsstandes. 2. Wir respektieren die Würde der Kinder und ihr Recht auf Selbstbestimmung und Unversehrtheit. Unsere Einrichtungen sind sichere Orte für Kinder. 3. Wir geben den Kindern Raum und Zeit und gehen achtsam mit dem selbstbestimmten Tempo ihrer Entwicklung um. Unsere Aufgabe ist es, eine Umwelt anzubieten, die diese umfassende Selbstbildung und -entfaltung zulässt und unterstützt. 4. Wir arbeiten ganzheitlich, innovativ und kreativ. Das Kernstück ist der teiloffene Ansatz, der die Räumlichkeiten und Bildungsbereiche als „dritten Erzieher“ nutzt. 5. Wir leben „gewachsene“ Schwerpunkte in unseren Einrichtungen, die von Standort zu Standort unterschiedlich sein können und sich auf den Sozialraum beziehen. 6. Wir leben Gemeinschaft und fördern soziale Kompetenzen. Deshalb vermitteln wir verständliche und verbindliche Regeln und Umgangsformen. 7. Wir verstehen uns als Vorbilder, Lehrende und Lernende im Rahmen einer Kompetenzpartnerschaft mit Kindern, Eltern und Mitarbeitern. 8. Wir sind fachlich kompetente und verlässliche Partner und sichern dies durch stetige Reflexion und Weiterentwicklung. Aktuelles Wissen aus der Pädagogik, Psychologie und Forschung wird dabei berücksichtigt. 9. Wir fördern demokratisches Handeln und Denken. Partizipation sichert, dass Beteiligung, Mitsprache und Mitmachen des Einzelnen gefragt und erwünscht ist. Dies spiegelt sich in der Teamkultur und in der Arbeit mit den Kindern und Eltern wieder. 10.Wir wertschätzen und respektieren, die in der Familie geleistete Erziehungsarbeit. Im Rahmen einer Kompetenzpartnerschaft bauen wir darauf auf, um eine gegenseitig unterstützende Bildung des Kindes zu realisieren.

Kindergarten Wenzelstein 10 5 Wir stellen uns vor Aus dem ursprünglich als Café geplanten Rohbau neben dem Hochhaus Wenzelstein entstand im Januar 1973 der Kindergarten Wenzelstein. Die Nachfrage nach Kindergartenplätzen war damals bedeutend höher als die Nachfrage nach einem Café. Der Kindergarten Wenzelstein ist eine zwei-gruppige Einrichtung mit maximal 47 Kindern im Alter zwischen zwei und sechs Jahren, im Öffnungszeitenmodell VÖ und VÖ+. Die aktuellen Öffnungszeiten und Modelle entnehmen sie bitte unserem Flyer. Wir sind im Ehinger Wohngebiet Wenzelstein zu finden. Es stehen verschiedene Bildungsbereiche in zwei Gruppenräumen, im Foyer und in den Nebenräumen zur Verfügung. Wichtig ist dabei die freie Wahl des Spielortes und des Spielmaterials, das von uns auf Grundlage des Orientierungsplans und unserer Zielsetzung ausgesucht wird. Die Kinder können sich mit Spielmaterialien verschiedenster Art auseinandersetzen, vielfältig ausprobieren und einsetzen. Den Kindern stehen unterschiedliche Räumlichkeiten und ein Außenbereich zur Verfügung. Unser Außengelände ist eine schöne Grünanlage mit abwechslungsreichen Spielmöglichkeiten. Schöne alte Linden- und Kastanienbäume sorgen gerade in der Sommerzeit im Garten für ausreichend Schatten. Wir nutzen die nahegelegene Turnhalle der Realschule Wenzelstein für unsere Bewegungsangebote. Die Kinder werden von einem motivierten Team von qualifizierten Fachkräften (Erzieherinnen, Spracherzieherinnen, Kindheitspädagoginnen und Kinderpflegerinnen) betreut und gefördert. Für uns steht jedes Kind in seiner Einzigartigkeit im Mittelpunkt unserer Arbeit. In einer lernanregenden Umgebung mit Bildungsbereichen, teiloffen mit Stammgruppen, sowie einer „familiären“ Atmosphäre begleiten wir die Kinder durch Zuwendung und Vertrauen auf ihrem Weg. Unser Team besteht aus zwei Vollzeitkräften, fünf Teilzeitkräften, einer Facherzieherin für Sprache und Sprachförderung, einer Springkraft, einer Erzieherin in Ausbildung und einer Sprachförderkraft. Jede Mitarbeiterin bringt sich mit ihren Stärken ein. Wir treffen gemeinsame Absprachen, planen und vereinbaren gemeinsam Aufgaben, Abläufe und Projekte. Wir reflektieren regelmäßig unsere pädagogische Arbeit. Wir sind zugleich Lehrende und Lernende in einem stetig wandelbaren Prozess. Dafür

Kindergarten Wenzelstein 11 nutzen wir die wöchentlichen Dienstbesprechungen, kollegiale Beratungen, Fallbesprechungen und Fach- und Planungstage. Schwerpunkt unserer Einrichtung ist die sprachliche Bildung und Förderung unserer Kinder. Durch die Teilnahme am Bundesprojekt „Offensive – Frühe Chancen“, sind wir eine „Schwerpunkt Kita – Sprache und Integration“.

Kindergarten Wenzelstein 12 6 Spielen ist Lernen in der frühen Kindheit „Spiel ist nicht Spielerei, es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung“ (Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852), deutscher Pädagoge und Gründer des ersten Kindergartens in Blankenburg/Thüringen) Lernen und Spielen sind für Kinder ein und dasselbe. Im Spiel verwirklichen sich sowohl die allgemein menschlichen Lerngrundsätze wie auch die spezifischen Bedingungen des kindlichen Lernens auf ideale Weise. Der weltbekannte ungarische Musikpädagoge und Komponist Zoltan Kodaly wurde in den 50er-Jahren im Rahmen einer Hörfunksendung im Radio Budapest gefragt, wie Eltern eigentlich den Lernerfolg ihres Kindes in Kindergarten und Schule kontrollieren könnten. Seine Antwort: „Liebe Eltern, wenn ein Kind nach Hause kommt und berichtet, dass es heute viel gelernt habe, dann seien Sie bitte sehr vorsichtig, weil das Kind möglicherweise nur wenig gelernt hat. Kommt das Kind hingegen nach Hause und berichtet, dass heute gut gespielt wurde, dann dürfen Sie sehr zufrieden sein, weil das Kind dann mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel gelernt hat!“ „Im Kindergarten wird gespielt, in der Schule wird gelernt!“ Viele Erwachsene fassen Spielen und Lernen als Gegensätze auf. Was zunächst als Gegensatz erscheint, ist eigentlich ein Traumpaar, denn Spielen ist die Grundlage einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung und aller selbstbildenden Prozesse. Deshalb gehört das Spiel zu den UN-Kinderrechten. Der Alltag in einer Kindertagesstätte steckt voller Herausforderungen. Durch das Spielen setzen Kinder sich mit großer Begeisterung mit ihrer Umwelt auseinander. Sie erforschen, begreifen, erobern und erschließen sich damit ihre Lebenswelt. Spielen, Lernen, Entwicklung und Neugierde sind untrennbar miteinander verbunden. Spiel ist notwendig für die kindlichen Lern- und Entwicklungsprozesse. Sich abstimmen, teilen, Rücksicht nehmen, abwechseln, warten, gemeinsam ein Ziel verfolgen, Regeln einhalten, streiten, Bedürfnisse und Gefühle äußern. Etwas tun was Spaß macht, untersuchen wie die Dinge funktionieren und entdecken, was sich mit eigenen Kräften und Ideen bewerkstelligen lässt. Beim Spielen laufen im Gehirn

Kindergarten Wenzelstein 13 sehr komplexe Prozesse ab. Wann immer wir neue Erfahrungen machen oder Informationen aufnehmen, führt dies zur Aktivierung und Verknüpfung von Nervenzellen. Von diesen haben wir von Geburt an unvorstellbar viele. Durch das Spielen werden unendlich viele Nervenzellen miteinander verknüpft. Es bilden sich bleibende Strukturen, die lebenslang genutzt und erweitert werden können. Beim Spiel verleihen Kinder ihrem Tun Sinn und den Dingen Bedeutung. Fantasie- und Rollenspiele, motorische Spiele und Konstruktionsspiele, Regelspiele und alle anderen Spielformen müssen Platz haben in der Familie, im Kindergarten und in der Schule. „Erzähle mir und ich werde es vergessen. Zeige mir und ich werde mich erinnern. Lass es mich tun und ich werde es behalten! (Konfuzius)

Kindergarten Wenzelstein 14 6.1 6.1 Unser Bild vom Kind „Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler und Anstrengung zu, denn daraus kann ich lernen.“ (Maria Montessori) Die Grundlage unserer Arbeit ist der Blick auf das einzelne Kind, das im Mittelpunkt unseres pädagogischen Handelns steht. Kinder entdecken, erforschen und gestalten ihre Welt mit eigenen Tätigkeiten und mit allen Sinnen. Sie machen fortlaufend neue Erfahrungen und erweitern zunehmend ihre Fähigkeiten. Die Kinder leben im Hier und Jetzt. Jedes Kind ist neugierig, will sich erproben, lernen und bildet sich aus eigenem Antrieb. Dabei bekommt das Spielen eine der bedeutendsten Rollen. Spielen ist lernen im Kindesalter, es ist die lernintensivste Zeit im Leben eines Menschen. Im Spiel setzen sich die Kinder mit ihrer Umwelt auseinander, sie erforschen, begreifen und erobern sich unvoreingenommen die Welt. Sie entwickeln von sich aus Ideen, strengen sich an, zeigen Einfallsreichtum und Flexibilität. Sie bewältigen Schwierigkeiten, Streit und üben das Einhalten von Regeln. Das Spiel ist für Kinder ein ganzheitliches Lernen mit starker emotionaler Beteiligung und mit geistiger und körperlicher Anstrengung. Wir sehen unseren Auftrag darin, diesen Prozessen und dem damit verbundenen Lernen Platz zu geben. Das Kind ist Konstrukteur seiner eigenen Bildung. Wir sorgen dafür, dass die Kinder im Alltag zu allen Inhalten der unterschiedlichen Bildungsbereiche Zugang haben.

Kindergarten Wenzelstein 15 Wir unterstützen die Kinder darin, eigene Lern- und Lösungswege zu finden und geben ihnen dabei die Zeit, die sie brauchen. Wir achten darauf, individuelle Bildungsprozesse nicht zu unterbrechen und bieten Raum für selbständiges Erkunden und gestalten. Wir gestalten mit den Kindern eine anregende Umgebung mit Anreizen und Freiräumen zu vielfältigem Spiel. Wir unterstützen Kinder, selbst zu entscheiden, was, wann, und mit wem sie spielen möchten. Unser Bild vom Kind schließt die Annahme ein, dass jedes Kind die für seine Entwicklung notwendigen Anlagen in sich trägt. Jedes Kind verfügt über besondere Talente und Fähigkeiten sowie die Neugier und die Experimentierfreude, um sich die Welt in einem aktiven Prozess zu erschließen. Wir geben ihm den Raum, die Zeit und die Anregung sich zu entwickeln. Weniger das Defizitäre (Was kann das Kind nicht), als vielmehr das Vorhandene und bereits Entwickelte (Was bringt es mit, was kann es) zählt. • Unseren Kindergarten besuchen Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren, deswegen ist es uns wichtig, dass für jede Altersgruppe Materialien und Angebote vorhanden sind, mit denen die Kinder selbstwirksam umgehen können. Die Kleineren und die größeren Kinder lernen auch voneinander. • Die Kinder bekommen ausreichend Zeit und Raum zum Spielen, um sich mit ihren eigenen Interessen und Bedürfnissen zu beschäftigen. Zeit und Raum sind für das Erproben und Einüben neuer Fertigkeiten unbedingt notwendig. Auch um Problemlösungen selber zu erarbeiten, zu üben und um Selbstwirksamkeit zu erleben. • Wiederholungen sind wichtig und brauchen Raum und Zeit. Kinder wiederholen gleiche Abläufe manchmal „unendlich“ oft, so werden Strukturen gefestigt und gespeichert. Diese Erkenntnisse dienen dazu, beispielsweise Phänomenen im Alltag und in der Natur auf die Spur zu kommen. Kinder treten in Beziehung zu ihrer Umwelt, in dem sie beobachten, vergleichen und forschen.

Kindergarten Wenzelstein 16 • Alle Kinder sind individuelle Persönlichkeiten, sie begreifen ihre Welt mit allen Sinnen als Entdecker und Forscher durch Neugierde und Kreativität. So erweitern sie ihren Horizont und werden von uns dabei unterstützt sowie wertgeschätzt.

Kindergarten Wenzelstein 17 6.2 Rollenverständnis und Haltung der pädagogischen Fachkräfte „Die Grundhaltung der pädagogischen Fachkraft ist geprägt von den demokratischen Werten unserer Gesellschaft und der Unantastbarkeit der Würde eines jeden Menschen. Deshalb ist das pädagogische Handeln von Respekt, Achtung und Wertschätzung gegenüber jedem Kind geleitet. Die pädagogischen Fachkräfte nehmen jedes Kind so an, wie es ist. Es muss nicht erst besondere Leistungen erbringen, Fähigkeiten haben oder Entwicklungen durchlaufen. Es wird auch angenommen, wenn es sich ungewöhnliche Gedanken macht oder für Themen älterer Kinder interessiert. Ausdruck dieser Grundhaltung sind auch Prinzipien des pädagogischen Handelns wie Partizipation, Integration, Ganzheitlichkeit sowie eine vorurteilsbewusste, geschlechtersensible Bildung und Erziehung. In der Umsetzung dieser Prinzipien ist sich die pädagogische Fachkraft bewusst, dass sie Vorbildfunktion für die Kinder hat.“ (Ministerium für Kultus, J. u. S. BW (2014). Orientierungsplan für Bildung und Erziehung. Herder). Die pädagogischen Fachkräfte geben den Kindern Orientierung, Sicherheit und Halt durch liebevolle Zuwendung. Verlässliche, tragfähige und kontinuierliche Beziehungen zwischen Kind und pädagogischer Fachkraft sind Voraussetzung für förderliche Bildungs- und Erziehungsprozesse. Der Orientierungsplan unterstützt und fördert unser Rollenverständnis: Wir verstehen uns als... • einfühlsame, liebevolle und verlässliche „Bezugsperson“, deren Beziehung zum Kind von gegenseitigem Vertrauen, von Achtung und Interesse aneinander geprägt ist. • verantwortliche „Zeitgeberin“ für freie, nicht verplante Zeiten des Spiels • umsichtige „Raumgeberin“ für großzügige Spiel- und Experimentierräume • ideenreiche „Materialbeschafferin“, um Bildungsprozesse der Kinder in Gang setzten zu können • zugewandte „Ansprechpartnerin“ für eine Atmosphäre der Geborgenheit

Kindergarten Wenzelstein 18 • wertschätzende und klare „Halt – Geberin“, die den Kindern Rückmeldung über ihr Tun gibt und sinnvolle Grenzen setzt • leidenschaftliche „Forscherin“, um mit den Kindern den Dingen auf den Grund zu gehen • kreative „Mitdenkerin“, die die Problemlöseversuche der Kinder unterstützt • gewährende „Möglich – Macherin“ eigener Entdeckungen und Erfahrungen der Kinder • mitgehende „Begleiterin“ kindlicher Lernwege ohne abkürzen oder „erleichtern“ zu wollen • aufmerksame „Beobachterin“ der Entwicklungen und Erfindungen der Kinder • neugierige „Fragestellerin“, um die Kinder zu weiteren Überlegungen anzuspornen • einfühlsame „Impulsgeberin“ für weitere Anregungen in allen Bereichen • brückenbauende „Vermittlerin“ von vielfältigen Lernmöglichkeiten und Herausforderungen • vorbildliche „Macherin“ durch eigenes Experimentieren mit jeglichem Material • umsichtige „Planerin“, die Interessen und Themen der Kinder berücksichtigt • feinfühlige „Gesprächspartnerin“ bei Fragen und Problemen der Kinder • achtungsvolle „Versorgende und Pflegende“ die die Grundbedürfnisse der Kinder kennt, sieht und stillt • aufgeschlossene „Lehrende“ und wissbegierige, neugierige „Lernende“ • liebevolle „Trösterin“ die bei Misserfolg zur Seite steht • stärkende „Mut – Macherin“ die den Kindern etwas zutraut Dieses Rollenverständnis verlangt von unseren Fachkräften eine respektvolle pädagogische sowie menschliche Grundhaltung. Wir verstehen darunter eine Haltung, die geprägt ist von Offenheit, Authentizität, Optimismus, Wertschätzung und Vorurteilsbewusstsein. Dazu gehört es, selbst interessiert zu sein, sich zu engagieren, sich mitzuteilen, standzuhalten und flexibel auf Probleme einzugehen, sowie an Lerngemeinschaften mitzuwirken. Wir haben ein Bewusstsein für die Bedürfnisse der Kinder und ihre Rechte.

Kindergarten Wenzelstein 19 Wir reflektieren unser Handeln kontinuierlich und fachlich korrekt. Wir zeigen Flexibilität und Fantasie, nehmen uns zurück, sind gelassen und öffnen Lernräume. Hierzu brauchen wir Geduld, gute Nerven, Mut zur Lücke, Neugier auf das Leben und Weltwissen. Diese Haltung stellt hohe Anforderungen an das professionelle Können der agierenden Fachkräfte. Dafür ist es notwendig, dass sie sich kontinuierlich mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen befassen und sie in die pädagogische Arbeit integrieren. Sie brauchen die Fähigkeit sich auf Neues einzulassen, Perspektivwechsel zuzulassen und sich als Lehrende und Lernende zu verstehen. Ein wirkliches Interesse am Kind, die Neugierde, das Handeln der Kinder „lesen“ zu können, sowie die Bereitschaft mit den Kindern in Beziehung zu treten unterstützen diese Haltung. In der täglichen Beziehungsarbeit sind wir dem Kind zugewandt und empathisch. • Wir hören dem Kind zu und begegnen ihm mit emotionaler Kompetenz. • Wir geben dem Kind Orientierung, Sicherheit und Halt durch liebevolle Zuwendung. • Wir gehen verantwortungsvoll mit Nähe und Distanz um. • Wir sind bereit zu achtungsvoller Pflege und dialogischer Kommunikation. • Wir strukturieren den Tag durch Regeln und Rituale, die wir selber vorleben. • Wir zeigen verantwortungsvoll Grenzen auf, wenn Regeln überschritten oder Rechte anderer verletzt werden. • Regeln sind klar und überfordern nicht, sie werden mit den Kindern erarbeitet und besprochen. Das dicke „Wir“ steht dafür, dass sich alle pädagogischen Fachkräfte damit identifizieren und für die Haltung, dass sie für alle Kinder im Haus verantwortlich und zuständig sind. Um dieses Rollenverständnis und diese Haltung zu erzeugen, bedarf es einen kontinuierlichen fachlichen Austausch, Anleitung und Diskussion im Team.

Kindergarten Wenzelstein 20 Zusammen, im institutionellen Kontext, gilt es dann solche professionellen und methodisch fundierten Haltungen zu etablieren und weiterzuentwickeln. Wen du brauchst: einen zum Küssen und Augen zubinden, einen zum lustige Streiche-erfinden. Einen zum Regenbogen-suchen-gehen, einen zum Fest-auf-dem-Boden-stehen. Einen zum Brüllen, zum Leise sein einen, zum Lachen und einen zum Weinen. Auf jeden Fall einen der dich mag, heute und morgen und jeden Tag. (Regina Schwarz)

Kindergarten Wenzelstein 21 7 Eingewöhnung „Solange deine Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie größer werden, schenk' ihnen Flügel.“ (Khalil Gibran) Die ersten Übergänge von zu Hause in die Krippe oder in den Kindergarten sind sehr bedeutsam. Es ist die erste Trennung aus der familiären Obhut in eine institutionelle Gemeinschaft. Eltern möchten sicher sein, dass es ihrem Kind gut geht und es angenommen wird. Der Orientierungsplan Baden-Württembergs beschreibt die gemeinsam gestaltete Eingewöhnung als Grundlage für eine gelingende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. In unseren Einrichtungen wird diesem ersten Übergang deshalb besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aus diesem Grund verfahren alle Ehinger Einrichtungen nach den gleichen Grundsätzen und Regeln, die sich nach dem „Berliner Eingewöhnungsmodell“ richten: • Die Eingewöhnung wird individuell für jedes Kind gestaltet und bezieht die Persönlichkeit, Biographie und Bindung zu den Elternteilen ein. • Offenheit und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Eltern und den pädagogischen Fachkräften sind selbstverständlich und bilden die Brücke zwischen der Familie und der Einrichtung. • Eltern sind in der Eingewöhnungszeit der sichere Hafen für die Kinder, erreichbar und präsent. • Unsere fachlichen Kompetenzen und Erfahrungen bilden die Basis für eine gelungene Eingewöhnung der Kinder und helfen den Eltern loszulassen. • Kleine Krisen und Trennungsängste werden im gemeinsamen Dialog thematisiert und abgebaut. • Längere Unterbrechungen in der Eingewöhnung erschweren den Beziehungsaufbau und verlängern somit die Eingewöhnungszeit.

Kindergarten Wenzelstein 22 • Nach Abschluss der Eingewöhnung erfolgt eine gemeinsame Reflexion. Alle Einrichtungen der Stadt Ehingen haben sehr gute Erfahrungen und Erfolge mit dem „Berliner Modell“ gemacht, weil es kein starres, sondern ein flexibles und dynamisches Modell ist. Die pädagogischen Fachkräfte haben dabei fortwährend das Verhalten und Wohlbefinden des Kindes im Blick. 7.1 Ablauf der Eingewöhnung Der Ablauf der Eingewöhnung ist vorab gut geplant und beinhaltet aufeinander aufbauende Phasen. Aufnahmegespräch Ein ausführliches Aufnahmegespräch erleichtert die Zeit des „Sich-einlebens“. Es bietet den Eltern die Möglichkeit, erste Eindrücke von der Einrichtung und den Strukturen zu bekommen, sowie die pädagogischen Fachkräfte kennenzulernen. In diesem Gespräch findet ein gegenseitiger Informationsaustausch statt, bei dem Wünsche und Bedenken geäußert werden können und offene Fragen geklärt werden. Kennenlernphase In der Kennenlernphase hält sich ein Elternteil zusammen mit dem Kind im Gruppenraum auf und stellt die „sichere Basis“ dar. Der Elternteil sollte sich zurückhaltend verhalten und nur auf das Kind reagieren, wenn dieses dazu auffordert. Um einen gelungenen Bindungsaufbau zu initiieren versucht die Bezugserzieherin durch das Beobachten, das gemeinsame Spiel und durch Zuwendung, das Interesse, die Aufmerksamkeit und die Neugierde des Kindes zu wecken und somit sein Vertrauen zu gewinnen. Im weiteren Verlauf steht eine wertschätzende Beziehung zum Kind im Fokus und weitere Kontakte werden geknüpft.

Kindergarten Wenzelstein 23 Stabilisierungsphase In der Stabilisierungsphase übernimmt die Bezugserzieherin die Versorgung des Kindes. Durch alltagsbestimmende Rituale und das gemeinsame Spiel wird die Beziehung intensiviert und gefestigt. Das Kind wird zunehmend in die Gruppe integriert. In dieser Phase wird der Zeitraum, den das Kind ohne Elternteil verbringt, kontinuierlich ausgedehnt. Dauert diese Phase etwas länger, lautet die Devise: „Auch kleine Schritte führen zum Ziel.“ Abschlussphase Eine gelungene Eingewöhnung ist erreicht, wenn das Kind die pädagogischen Fachkräfte der Einrichtung als „sichere Basis“ anerkennt und sich bei Bedarf von diesen trösten lässt. In einem persönlichen Abschlussgespräch wird mit den Eltern der Verlauf der Eingewöhnung gemeinsam reflektiert.

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Kindergarten Wenzelstein 25 Mit der Eingewöhnung ist eine gute Vertrauensbasis geschaffen, die den weiteren Beziehungsaufbau gestaltet. Beziehungen haben für uns einen hohen Stellenwert. Sie garantieren, dass Gefühle von Sicherheit und Wohlbefinden bei Eltern und Kindern entstehen können. Durch die gemeinsame Eingewöhnung wird dafür eine Grundlage geschaffen, die im Idealfall zur Kompetenzpartnerschaft für die ganze Kindergartenzeit wird.

Kindergarten Wenzelstein 26 Die 10 goldenen Regeln meiner Eingewöhnung Liebe Mama, lieber Papa, 1. In meiner ersten Kindergartenzeit helft ihr mir am meisten, wenn ihr mir schon zu Hause erzählt, was mich alles im Kindergarten erwartet. 2. Es ist wichtig, dass Ihr selbst davon überzeugt seid, dass ein Kindergartenbesuch gut für mich ist. 3. Es beruhigt mich am Anfang, wenn ich weiß, dass Ihr in dieser Zeit bei mir bleibt. 4. Ich will alleine entscheiden, wann und mit wem ich spielen möchte. Vielleicht brauche ich erst einmal Zeit, um die anderen Kinder zu beobachten und mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. 5. Wenn Ihr weggeht, seid ehrlich zu mir: Eine genaue Absprache ist besser, als falsche Hoffnungen zu wecken. 6. Auch wenn ich weine, verabschiedet euch bitte kurz von mir – ich werde getröstet. 7. Wenn Ihr beunruhigt seid, ruft einfach nach 10 Minuten im Kindergarten an. Wahrscheinlich spiele ich im Kindergarten schon längst. 8. Wenn es mir schlecht geht, werdet Ihr von einer pädagogischen Fachkraft angerufen. 9. Damit ich mich eingewöhnen kann, ist es wichtig, dass ich regelmäßig in den Kindergarten gehe. Durch Unterbrechungen - besonders in der ersten Zeit – muss ich immer wieder von vorne anfangen mich einzugewöhnen. 10. Wenn ich mich im Kindergarten wohlfühle und weiterspielen möchte, heißt das, dass ich einen Schritt ins Leben gemacht habe, aber keinen Schritt von euch weg – ich hab euch genauso lieb wie vorher!

Kindergarten Wenzelstein 27 8 Bildungs- und Entwicklungsfelder des Orientierungsplans Der Orientierungsplan gibt den Erzieherinnen und Erziehern Impulse zur pädagogischen Begleitung kindlicher Entwicklung von Geburt bis zum Schuleintritt, knüpft an die Bildungsprozesse vor der Krippen- und Kindergartenzeit an und gibt Ausblicke auf die Entwicklung der Bildungsbiografie des Kindes nach der Kindergartenzeit. Kindertageseinrichtungen haben neben den Aufgaben der Erziehung und Betreuung auch einen Bildungsauftrag, der sich an den spezifischen, altersstrukturell bedingten Bedürfnissen der Kinder orientiert. Damit wird ein wichtiger Aspekt in den Vordergrund gerückt: Die ersten Lebensjahre und das Kindergartenalter sind die lernintensivste Zeit im menschlichen Leben. Die Bildungsarbeit in Kindergärten ist eine zentrale Aufgabe. Der Bildungs- und Orientierungsplan bildet die Grundlage der pädagogischen Arbeit. Er richtet sich nach den Fragestellungen: Was will das Kind? Was braucht das Kind? Was kann das Kind? Er wird in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil (Teil A) beschreibt die Grundlagen der Arbeit. Der zweite Teil (Teil B) beschreibt die Entwicklungsfelder, die im nachfolgenden erklärt werden. 8.1 Körper Die Kinder entwickeln ein Gespür für ihren Körper und die Möglichkeit sich auszudrücken. Sie erweitern ihre grobmotorischen und feinmotorischen Fertigkeiten und Fähigkeiten. Wir unterstützen ihre Entwicklung für die Gesunderhaltung ihres Körpers. Kinder erschließen sich ihre Welt mit allen Sinnen, vor allem durch Bewegung. Sie erproben ihre Fähigkeiten, nehmen über Bewegung Kontakt zu ihrer Umwelt auf und entdecken, erkennen und verstehen so ihre Umwelt. Im Bildungs- und Entwicklungsfeld „Körper“ haben die Kinder die Möglichkeit in verschiedenen Bereichen Erfahrungen zu sammeln: • Einmal in der Woche gehen wir in die Turnhalle der Realschule zum Turnen.

Kindergarten Wenzelstein 28 • In unserem Aktivraum / erweiterter Bewegungsbereich und auch im Garten bieten sich zahlreiche Möglichkeiten sich zu bewegen. Beispiele hierfür sind: • Balancieren, Klettern, Grenzen erleben. • Wir sind ausgezeichnete „Kita mit Biss“, da alle Kinder täglich nach dem Frühstück die Möglichkeit haben ihre Zähne zu putzen. Hierzu kooperieren wir eng mit der Jugendzahnpflege Ulm und unserer Patenzahnärztin. • Jeden Monat bieten wir ein „Gemeinsames – gesundes Frühstück“ mit und für die Kindergartenkinder an. Hier lernen die Kinder gesunde Lebensmittel, den Umgang mit ihnen kennen und essen mit großem Appetit vielleicht auch mal etwas, was sie sonst nie probiert hätten. • Bewegungsspiele, Fingerspiele, Musikspiele und so weiter sind ebenfalls förderlich für ein differenziertes Körpergefühl, stärken dabei Kondition und Koordination (wöchentliches Angebot „Karins Kreis“). 8.2 Sinne Die Kinder entwickeln, schärfen und schulen ihre Sinne und nutzen sie, um sich die Welt anzueignen, sich in ihr zu orientieren und sie mit zu gestalten. Kinder nehmen ihre Umwelt über ihre Sinne wahr und erforschen und entdecken die Welt durch Körper- und Bewegungswahrnehmung, durch Sehen, Beobachten, Hören, Lauschen, Fühlen, Tasten, Riechen und Schmecken. • Der konkrete Umgang mit verschiedensten Materialien und Dingen (nicht nur Spielzeug, sondern vor allem „Zeug zum Spielen“) sowie die Teilhabe an Alltagshandlungen und der Einbezug in die Tätigkeiten der Erwachsenen, ermöglichen ganzheitliche Wahrnehmungserfahrungen. • Sinnliche Erfahrungen sind unter anderem im Bildungsbereich Atelier- und der Kreativwerkstatt mit verschiedenen Farben/Materialien wie Ton / Techniken / Malwerkzeugen möglich. • Auch in verschiedenen Projekten (z.B. „Nass und dreckig – aber glücklich! Wasser !!!! Barfuß die Welt erkunden…..) haben die Kinder die Möglichkeit all ihre Sinne einzusetzen, wahrzunehmen und zu schulen.

Kindergarten Wenzelstein 29 • Im Bildungsbereich „Essen und genießen – Kindercafé“ haben die Kinder zum Beispiel durch das gemeinsame Einkaufen, herrichten und probieren der Lebensmittel oder auch mal bei einem Einkauf auf dem Ehinger Wochenmarkt die Möglichkeit ihre Sinne zu schulen. • In allen Bildungsbereichen, Aktivitäten, Angeboten und Spielsituationen sind vielfältige Sinneserfahrungen möglich und werden von uns angeregt, wie zum Beispiel beim Fühlen, Tasten, Schmecken, Riechen. 8.3 Sprache Die Kinder erfahren die Sprache als Instrument, das ihnen dazu verhilft, die Welt zu entdecken und zu verstehen. Dabei erweitern und verbessern sie ihre verbalen Ausdrucksfähigkeiten, ihren Wortschatz und ihre Kommunikationsmöglichkeiten. Sprache ist der Schlüssel zur Welt – dies zeigt wie wichtig eine ganzheitliche Unterstützung der sprachlichen Bildung für alle Kinder ist! Sprachförderung ist vor allem dann sinnvoll, wenn sie früh beginnt. Deshalb erfahren die Kinder bei uns, von ihrem ersten Kindergartentag an, eine altersgemäße sprachliche Unterstützung und Begleitung (Förderung). Diese ist alltagsintegriert, das heißt, in den Kindergartenalltag eingebettet. Wir passen unsere Spracharbeit dem Entwicklungsstand des Kindes an und setzen dabei unter anderem „Handlungsbegleitendes Sprechen“ und „Korrektives Feedback“ geben ein. So erfahren die Kinder während ihrer Kindergartenzeit eine umfassende Förderung in allen Sprachbereichen, wie Wortschatzerweiterung, Grammatik und Kommunikation. Alle Kinder kommen in den Genuss der alltagsbegleitenden sprachlichen Bildung. Die alltagsbegleitende sprachliche Bildung für alle Kinder im Alter von 2-6 Jahren steht bei uns im Mittelpunkt. Alle Kinder haben von Anfang an ein Anrecht auf Sprachbildung und Sprachförderung und damit auf gezielte Erweiterung ihres Sprachvermögens. Dazu brauchen sie eine sprachanregende Umgebung, Bücher, vor allem aber Menschen, die mit ihnen reden, singen und ihnen Geschichten erzählen und vorlesen.

Kindergarten Wenzelstein 30 • Sprache ist Beziehung. Der Spracherwerb ist ohne soziale Beziehung nicht möglich. In einer vertrauensvollen Beziehung begleiten wir die Kinder in allen Bereichen sprachlich und sind entsprechend in „alltagsbegleitender sprachlicher Bildung“ qualifiziert, interaktiv mit den Kindern und achten darauf Sprachvorbilder zu sein. • Kindergartenbücherei: Jedes Kind hat eine Büchertasche mit Lesezeichen und einmal pro Woche die Möglichkeit, sich ein neues Buch aus der Kindergartenbücherei auszuleihen. • Regelmäßige „Erzählrunden“ im Morgentreff, machen es jedem Kind möglich von Erlebnissen oder Dingen, die ihm wichtig sind, zu erzählen. • In unserer Sprachwerkstatt gibt es zahlreiche Möglichkeiten sich mit Schrift und Symbol, frühe Literacy Erfahrungen zu sammeln.. • Im Bildungsbereich Rollenspiel gibt es ebenfalls unzählige Möglichkeiten sich sprachlich auszutauschen und zu kommunizieren. Zum Beispiel einmal in eine andere Rolle schlüpfen und sich dadurch trauen frei zu sprechen. • Kommunikation im Alltag ist wichtig, die Kinder werden persönlich begrüßt und melden sich ab, wenn sie den Bildungsbereich wechseln. • Sprache und Bewegung: In unserem Aktivraum und im offenen Bewegungsbereich lassen sich Sprache und Bewegung wunderbar miteinander kombinieren. Sprache und Bewegung hängen eng zusammen. Durch Bewegung festigt sich Spracherwerb und Sprachwissen ganzheitlich. • Sprachförderung im Alltag beginnt bei uns schon bei der Begrüßung, durch den direkten Kontakt zum Kind. Durch diese Kontaktaufnahme werden Befindlichkeiten, Wünsche, tagesaktuelle Dinge oder Erlebtes ausgetauscht. Die Kommunikation zieht sich dann wie ein „roter Faden“ durch den Tagesablauf. Die Kinder sagen uns Bescheid, wenn sie zum Beispiel. • den Bildungsbereich wechseln • Bücher in der Kindergartenbücherei anschauen • mit Freunden frühstücken gehen

Kindergarten Wenzelstein 31 8.4 Denken Kindliches Denken ist ganzheitliches Denken. Die Kinder bauen auf ihren Erfahrungen auf, beobachten, erforschen und erfragen sich durch Spiel ihre Welt Die Denkentwicklung beginnt mit der Strukturierung von sinnlichen Wahrnehmungen und Handlungen. Denken ist dabei von Anfang an auf Beziehung angewiesen. Das Kind braucht von seinen Bezugspersonen emotionale, nonverbale und verbale Anregungen und Reaktionen auf sein Handeln. Das Gefühl der Sicherheit und ein aufmunternder Blick der Bezugsperson regt das Kind an, zu vielfältigen Entdeckungen in seiner Umwelt aufzubrechen. Wir animieren die Kinder dazu, über Lösungen nachzudenken. Das selbstständige Denken der Kinder wird in allen vorhandenen Bildungsbereichen angeregt und unterstützt, zusätzlich noch besonders gefördert durch: • das „Maxi-Angebot“ einmal in der Woche für alle Kinder, die in die Schule kommen. Hierbei handelt es sich um verschiedene Angebote für die großen Kinder, vom kreativ sein bis zum kleinen Ausflug, ist hier alles dabei. • Im täglichen Morgentreff werden aktuelle Dinge besprochen, der Tagesablauf beispielsweise. Die Kinder können Gedanken, Fragen und Ideen einbringen und Zusammenhänge finden. • Für das „gemeinsame gesunde Frühstück“ wird im Vorfeld mit den Kindern ein Einkaufszettel erstellt, damit nichts vergessen wird und auch ausreichend Lebensmittel für alle Kinder da sind. • Kindergartenbücherei: Bei der Rückgabe der Bücher haben alle Kinder die Möglichkeit von ihrem ausgeliehenen Buch zu erzählen und es den anderen Kindern zu präsentieren. • Im Rahmen der Partizipation der Kinder werden Aktivitäten gemeinsam besprochen, diskutiert und mehrheitlich abgestimmt. 8.5 Gefühl und Mitgefühl Die Kinder werden sich ihrer eigenen Emotionen bewusst und setzen sich mit ihnen auseinander. Sie lernen als Teil einer Gemeinschaft mit ihnen angemessen

Kindergarten Wenzelstein 32 umzugehen. Sie erfahren und lernen in unterschiedlichsten Situationen Einfühlungsvermögen und Mitgefühl. Menschliches Handeln ist begleitet von Emotionen. Sie gehören zum täglichen Erleben und der Umgang mit ihnen will gelernt sein. Nur in der persönlichen Begegnung (nicht über Medien) lernt jedes Kind Gefühl und Mitgefühl. • In der Gemeinschaft in unserem Kindergarten ist dieses Lernfeld „allgegenwärtig“, insbesondere durch die Altersmischung von zwei bis sechs Jahren. Die Kinder lernen sehr viel voneinander. Bei den Kleinen wird der Ehrgeiz geweckt, auch das zu erreichen, was die Großen schon können. Die Großen Kinder lernen, dass sie manchmal auch Rücksicht auf die kleineren Kinder nehmen müssen und lernen Verantwortung zu übernehmen. Natürlich führt das auch zu Konflikten unter den Kindern. Hier haben dann alle die Chance, diese Konflikte in ihren Möglichkeiten selbst auszutragen und Lösungen zu finden. • Wenn die „großen“ Kinder für die Jüngeren oder Gleichaltrigen Verantwortung übernehmen, beispielsweise beim Anziehen unterstützen, erleben sie Selbstwirksamkeit, Können, Stärke und Größe, lernen aber auch Empathie zu entwickeln. • Empathie ist ein wichtiges Thema. Mitgefühl zu haben, wenn es jemand anderem schlecht geht. Solche Themen sind auch regelmäßig Inhalt in den Morgentreffs. Durch die Begegnung mit anderen lernen die Kinder Gefühl und Mitgefühl, sie entwickeln Zutrauen zu sich selbst und zu vertrauten Personen. Durch die Gespräche unterstützen wir die Kinder dabei, Gefühle und Emotionen auszudrücken und angemessen darauf zu reagieren. Beispiele dafür sind „Bist Du noch mein Freund?“ oder „Mit Dir spiele ich nicht mehr!“. 8.6 Sinn, Werte und Religion Die Kinder bekommen einen Zugang zu unterschiedlichen Sinn- und Werteorientierungen. Sie haben die Möglichkeit vielfältigen weltanschaulichen und religiösen Identitäten zu begegnen.

Kindergarten Wenzelstein 33 Kinder begegnen der Welt grundsätzlich offen, sie entwickeln vom ersten Lebenstag an im sozialen Umgang Vorstellungen von sich selbst, der Welt und dem Leben mit anderen. So wird das eigene Erleben, Denken, Urteilen und Handeln zunehmend ausgeformt. Unseren Kindergarten besuchen Kinder mit verschiedenen Nationalitäten, Muttersprachen und Religionen. Alle werden gleich wertgeschätzt. Grundlagen sind für uns, sich selbst und den anderen anzunehmen, gegenseitiges Vertrauen schaffen und damit auch Beziehungsfähigkeit und Offenheit. • Während des Kindergartenjahres gibt es immer wieder Veranstaltungen, bei denen sich die Familien (z.B. mit ihren mitgebrachten landestypischen Speisen) einbringen können. Auch aus dem Verlauf des Jahres ergeben sich Anlässe, wie zum Beispiel: Nikolaus, St. Martin, Ostern oder andere. • Ebenso schätzen wir die verschiedenen Muttersprachen wert. Diese haben ihren Platz in unserem Alltag. • Die verschiedenen Religionen der Kinder werden ebenso wertgeschätzt und wir sind auch offen, Neues darüber zu lernen.

Kindergarten Wenzelstein 34 9 Unser pädagogischer Ansatz Wir leben in einer offenen Gesellschaft, in der es vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten gibt, mit denen sich Menschen einbringen können. Dies soll sich auch in unserem pädagogischen Konzept widerspiegeln. Der Grundgedanke unserer Arbeit ist, dass sich alle Kinder frei entfalten können und ohne Ausgrenzung so angenommen werden, wie sie sind. Sie sind von ihrem Wesen her grundsätzlich aktiv, neugierig und interessiert. Dieser Grundgedanke deckt sich mit den Inhalten des Orientierungsplans für Bildung und Erziehung des Kultusministeriums Baden- Württemberg. Ziel unseres Konzeptes ist es, die Individualität der Kinder zu respektieren und sie zu eigenständigen Persönlichkeiten zu erziehen. Ethische Aspekte, wie Respekt, Wertschätzung und Einfühlungsvermögen sind in der Gestaltung der Beziehung zwischen den pädagogischen Fachkräften, Kindern und Eltern handlungsleitend. „Offen“ bedeutet für uns, offen sein für die Wünsche, Ideen und Bedürfnisse der Kinder, sie sollen sich in IHRER Einrichtung wohl fühlen und ihre Entscheidungs-, Erfahrungs- und Bewegungsräume erweitern, sich in unterschiedlichen Situationen ausprobieren und ihre sozialen Kompetenzen stärken. Zugehörigkeit und Unabhängigkeit wechseln sich dabei ab. Wir fördern die Kinder individuell und gleichzeitig werden sie Teil einer Lebens - und Lerngemeinschaft, die das soziale Miteinander gestaltet. Sich zugehörig fühlen, erkennen was mich mit den anderen verbindet oder unterscheidet, Normen und Regeln lernen und aushandeln, gemeinsame Ziele verfolgen und vieles mehr bietet diese Gemeinschaft. Die empathische Grundhaltung aller Mitwirkenden schafft dafür die Grundlagen. Im Tagesablauf haben die Kinder nach einer Begrüßungs- und Kontaktphase die Freiheit, den Spielort, das Spielzeug, den Spielpartner oder die Spielgruppe sowie die Spieldauer selbst zu wählen. Eine anregende und inspirierende Umgebung zeigt sich in unterschiedlichen Bildungsbereichen und Räumen (innen und außen), guter Ausstattung, ausreichend Spiel-, Verbrauchs- und Beschäftigungsmaterialien und lebensnahen Alltagsgegenständen.

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